Echte Menschen

Die Frage soll uns in Atem halten: wurde im Gefangenenlager auf Guantanamo der Koran „respektlos behandelt“, vielleicht sogar „geschändet“, „mißbraucht“ oder „ins Klo hinuntergespült“? Wie kann man einem leblosen Gegenstand nur so schreckliche Dinge antun? Viele Journalisten sind so schockiert, dass sie eines dabei ganz vergessen: es kommt doch überhaupt nicht darauf an, welche Schicksale Bücher in Guantanamo erleiden – sondern darauf, wie die Gefangenen behandelt werden. Die sind nämlich echte Menschen. Und wenn sie Verbrechen begangen haben, müssen sie vor ein Gericht gestellt und verurteilt werden. Andernfalls muss man sie freilassen.

Keine Chance

Alle Achtung: Gerhard Schröder hat rechtzeitig erkannt, dass die Nationalmannschaft bei der WM 2006 keine Chance auf den Titel hat. Deswegen entkoppeln die Sozis Bundestagswahlen und WM – ein längst überfälliger Akt für den Erhalt der Demokratie. Denn die Verzweiflung über das Versagen der Nationalmannschaft hätte die deutsche Bevölkerung möglicherweise dazu gebracht, irgendeinen Scharlatan zum Regierungschef zu wählen – wie zuletzt 1994.

Ungewöhnliche Ankündigung

„Wir machen eine kleine Party und bitten die Nachbarn um Entschuldigung, wenn es etwas lauter wird.“ Solche Aushänge gehören zum urbanen Alltag. Gestern wurde ich aber mit einer neuen Dimension konfrontiert: der Aushang an der Haustür, der Lärmbelästigungen ankündigt, bezieht sich auf eine Fete in der Hausnummer 18 – und wir wohnen in der 24, also drei Häuser weiter. Gibt es am nächsten Wochenende ein Live-Konzert von Disaster Area in unserer Straße? Muss das Viertel evakuiert werden? Ich bin gespannt.

Heuchelei und Blödsinn

So richtig begeistern lassen sich die Printmedien nicht für ein Verbot der Tabakwerbung. Irgendwie verständlich: denn so ein stimmungsvolles Bild aus Marlboro-Country auf der Rückseite einer Zeitschrift: das sieht nicht nur schön aus, sondern bringt dem Verlag auch ein paar Euro. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) kommentiert die „wirtschaftsfeindliche Politik“ der Bundesregierung mit einer Mischung aus Heuchelei und Blödsinn: Werbeverbote sind Denkverbote„. Und auch bei w+v sind keine vernünftigen Argumente für Tabakwerbung bekannt, außer: „Der jetzt drohende Verlust von Anzeigenumsätzen in Höhe von jährlich rund 40 Millionen Euro gefährdet rund 500 Arbeitsplätze bei den Verlagen“. Da könnte man glatt in die Luft gehen.

Vor Sonnenaufgang

Wenn die Nacht beginnt, wenden sich die Gedanken vieler Menschen Dingen zu, für die sie tagsüber keine Zeit haben. Damit man sich dabei nicht verirrt, gibt es den Online-Ratgeber WikiAfterDark. Ein paar Klicks auf den Zufalls-Button brachten mich zu diesen Themen: wie man Drogen nimmt, Sex in der Öffentlichkeit hat, Wein richtig trinkt und erotische Geschichten schreibt. Respekt.