Home Taping is Killing Music

Bei manchen Lesern dürfte diese Überschrift Erinnerungen an die 80er Jahre hervorrufen. Damals versuchte die Musikindustrie den Leuten weiszumachen, dass Musik ausstirbt, wenn man eine Platte auf Cassette kopiert, anstatt sich ein eigenes Exemplar zu kaufen. Heute muss Musik vermeintlich aus anderen Gründen sterben: Streamingdienste wie Spotify machen “Musik zu Ramschware”, weil die Musiker pro Stream nicht mal einen Cent bekommen.

Falls es aber stimmt, dass Spotify 70 % seiner Einnahmen an die “Rechteinhaber“ auszahlt, sieht es eher umgekehrt aus. Denn wenn jemand eine CD beim Händler kauft, bleiben bereits über 35% des Umsatzes beim Händler und im Vertrieb hängen (Dies wird im oben verlinkten HR-Beitrag als „die typische Reihenfolge der Wertschöpfungskette beim Verkauf über den Einzelhandel“ bezeichnet). Der Anteil, den die Musiker bekommen, ist also beim Kauf einer CD geringer als bei Spotify.

Entschuldung in weniger als 15 Jahren

In der Europäischen Union gehen jährlich  etwa eine Billion EUR an Steuern durch so genannte Steuerumgehung am Fiskus vorbei. Sagt NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) und beruft sich dabei auf Schätzungen der EU-Kommission. Auf Deutschland entfallen von dieser Summe etwa 160 Milliarden EUR. Wenn man das hochrechnet, könnte die Bundesrepublik innerhalb von etwa 15 Jahren die aufgehäuften Schulden (derzeit etwa 2100 Milliarden EUR) komplett zurückzahlen, wenn die Firmen einfach ganz normal ihre Gewinne versteuern würden. Ohne Steuererhöhung. Ohne öffentliche Sparprogramme. Klingt irgendwie verlockend, würde ich sagen.