Kurz eingeblendet

356Früher gab es ja mal ein Gerücht, dass Coca-Cola in Kinofilmen so kurze Werbeeinblendungen macht, dass man es gar nicht mitbekommt. Beim diesjährigen Eurovision Song Contest fühlte ich mich daran erinnert, so dass ich am nächsten Tag gleich die folgende Mail an die ARD schickte:

To: zured@daserste.de
Date: Sunday, May 21, 2006, 11:18:22 PM
Subject: Grand Prix Eurovision

Guten Tag,
bei der gestrigen Übertragung des Eurovision Song Contest konnte man in den Trailern zwischen den einzelnen Songs regelmäßig kurze Sequenzen erkennen, die den Ipod-Werbespots von Apple sehr ähnelten – nach meiner Beobachtung ungefähr fünfzig Mal im Verlauf der gesamten Sendung. Es war natürlich kein Ipod zu sehen, aber die Assoziation drängte sich
schon auf. Als braver GEZ-Zahler würde ich das lieber für einen Zufall halten, allein: mir fehlt der Glaube. Liege ich damit falsch?
Mit freundlichen Grüßen etc.

Innerhalb weniger Tage bekam ich folgende Antwort, persönlich unterzeichnet von S.M. Dr. Jan Schulte-Kellinghaus, Leiter der NDR Talk- und Unterhaltungsredaktion:

From: Jan Schulte-Kellinghaus
Date: Thursday, May 25, 2006, 12:54:30 PM

Lieber Herr Sambale,
die Sequenzen in den Einspielern sind uns auch aufgefallen. Die Bilder wurden vom griechischen Fernsehen produziert und von der EBU (European Broadcasting Union) abgenommen. Nach dem Regelwerk des Eurovision Snog Contest ist Werbung jeder Art streng verboten. Wir haben daher die EBU um Aufklärung gebeten. Seinen Sie sicher, dass wir die Sache nicht auf sich beruhen lassen.
Mit besten Grüßen
Jan Schulte-Kellinghaus

Inzwischen berichten die Medien auch über den Fall. Na, dann schaun wir mal, wie es damit weitergeht.

I can lock all my doors

349Freitag abend gab Gary Numan ein Konzert in der Georg Elser Halle in München. Die seltsame Mischung aus Gleichgültigkeit und Verzweiflung seiner Lieder faszinierte mich schon mit 16 und „Replicas“ war eine meiner ersten Platten. Unvergessen auch der Auftritt Numans im New-Wave-Film „A Music War“ von 1981: er sang seine Stücke, während er regungslos in einem Thron saß, der sich ferngesteuert auf der Bühne bewegte. Inzwischen ist Numan fast fünfzig und seine Stücke reißen mich immer noch unwiderstehlich mit. Für die unterkühlte Fremdheit seiner Klangteppiche gibt es inzwischen auch eine medizinische Erklärung: In einem Interview mit dem Times Magazine sagte Numan 2001, er leide an einer leichten Form des Asperger Syndroms – hierzulande auch als Autismus bekannt.

Unbeschreiblich weiblich

344Auf die Schnelle, auf die Schnelle machten sie ’ne Riesenwelle – aber das ist auch schon wieder zehn Jahre her. Jetzt mussten Tic Tac Toe mangels Nachfrage zahlreiche Konzerte ihrer neuen Tour absagen. Ricky! Jazzy! Lee! Um eure Popularität wieder ein bisschen zu steigern, hier ein Vorschlag: Ruft einfach die Nina Hagen an und fragt, ob sie es euch erlaubt, eine Cover-Version des Songs „unbeschreiblich weiblich“ einzuspielen. Wenn sie zustimmt, gebt ihr nachmittags ein kleines Gratiskonzert vor dem Van-der-Leyenschen Familienministerium in Berlin. Vorher müsst ihr natürlich noch den Boulevard-Blödmännern bei RTL und Pro7 Bescheid sagen, damit ihr auch im Fernsehen dran kommt. Das Stück geht so los: „ich war schwanger, mir gings zum Kotzen, ich wollts nicht haben, brauchste gar nicht erst zu fragen“. An der Stelle würde die bayerische Landesmedienanstalt die Übertragung in ihrem Sendegebiet vermutlich schon abbrechen und der Skandal wäre perfekt. In kurzer Zeit steht eure Version von „unbeschreiblich weiblich“ dann an der Spitze der Downloads bei i-Tunes Deutschland. An der Erlösen braucht ihr mich nicht zu beteiligen, aber über eine Autogrammkarte oder so was würde ich mich schon freuen.

Das letzte Signal

343Vor 20 Jahre kam es bekanntlich im Block IV des Kernkraftwerks in Tschernobyl zu mehreren Explosionen, bei denen große Mengen radioaktiver Materie freigesetzt wurden. In Deutschland reagierte die Öffentlichkeit darauf auf drei unterschiedlichen Ebenen: mit sachlicher Information, gezielter Verharmlosung und absichtlich geschürter Verängstigung. Bei Wikipedia kann man außerdem nachlesen: „Weitgehend anerkannt ist heute allerdings, dass die damaligen Strahlenexpositionen in Deutschland und Österreich meist niedriger und nur in Ausnahmefällen etwa vergleichbar waren mit den Strahlenexpositionen durch Atombombentests vor dem Teststopabkommen.“ An der Strahlendosis kann es also nicht gelegen haben, dass Wolf Maahn kurz nach der Katastrophe den mit Abstand schlechtesten deutschen Refrain aller Zeiten dichtete: „Oh oh oh oh Tschernobyl, das letzte Signal vor dem Overkill, hey hey stoppt die AKWs hey“.

Goldene Dusche

326Überall hören und lesen wir in letzter Zeit, Plattenverlage werden bald überflüssig sein, weil Musiker sich auf Websites wie Myspace selbst vermarkten können. Um meinen Horizont ein bisschen zu erweitern, habe ich mal nachgeschaut, was sich so in der Kategorie „Christian Rap“ tut und stieß dabei auf die Formation Punk Bunny. Kleine Textprobe: „I love a man with power / to give me a golden shower / fuck the soap / your pee is dope / I blossom like a flower“. Naja, ich kenn mich ja nicht so aus, aber unter Christian Rap habe ich mir irgendwie etwas anders vorgestellt.

Wolfram Amadeus

Wolfram Amadeus Tones
Selbst im Mozartjahr ist den meisten von uns das traditionelle Komponieren einfach zu mühselig. Eine kleine Erleichterung: mit Hilfe mathematischer Algorithmen können Melodien neuerdings per Knopfdruck erzeugt werden. Die Ergebnisse sind erstaunlich.