Deutschlands Konservative ohne Mehrheit

kohlWäre ich Stratege bei den C-Parteien, dann würde mir das Ergebnis der Bundestagswahl Sorgen machen. Selbst in Zeiten großer Verunsicherung gelingt es den Konservativen nicht, mit der FDP eine regierungsfähige Mehrheit zu erreichen. Stoibers Argument, das läge daran, dass die Ossis zu dumm sind, hilft nicht weiter. Denn auch in den alten Bundesländern liegt schwarz-gelb jetzt bei unter 50 Prozent. Und ehrlich gesagt: Schröder ist stark, aber die deutsche Sozialdemokratie befindet sich nicht gerade im Zenit ihrer politischen Schlagfähigkeit. Woran liegt es also? An der Kandidatin, werden jetzt viele sagen, aber wahrscheinlich liegt es vor allem an der Partei, die Angela Merkel zur Kandidatin kürte. In der vielleicht mancher dachte, wofür brauchen wir denn neue Konzepte, wir kommen ja sowieso wieder dran. Das Wahlergebnis stärkt vor allem die Hoffnung, dass sich so etwas wie die Ära Kohl in Deutschland nicht mehr wiederholen lässt. Da hilft es auch nichts, wenn Herr Westerwelle konservative Protestwähler einfängt. Denn auf die 10 Prozent der FDP kann weit und breit keiner die fehlenden 40 Prozent drauflegen.

Die sechste Partei

stoiberbecksteinZugegeben – es ist ein bisschen hanebüchen, aber solange Stoiber und Beckstein auf ihrer Eigenständigkeit herumreiten, kann man es ruhig so sehen: die Partei, die mit Abstand die meisten Stimmen bei der Bundestagswahl erhielt, heißt SPD. Für die Sozialdemokraten stimmten 34,3 Prozent der Wahlberechtigten. Guter Zweiter wurde die CDU (27,8%). Abgeschlagen auf dem sechsten Platz landete die bayerische Regionalpartei CSU mit 7,4 % – hinter der FDP, der Linkspartei und den Grünen (siehe ARD-Wahlarchiv).

Sozial ist…

ArbeitDie C-Parteien haben das Rezept entdeckt: Sozial ist, was Arbeit schafft. Ein Wasserrohrbruch ist demnach sozial. Haustiere sind sozial, vor allem, wenn sie nicht stubenrein sind. Ausgesprochen sozial ist es, wenn sich fünf oder zehn Leute mit etwas beschäftigen, was einer alleine erledigen könnte. Denn das schafft Arbeit. Total asozial sind dagegen zum Beispiel Geschirrspülmaschinen, Mähdrescher, Fotokopierer und Lastenaufzüge. Genau genommen ist Arbeitsteilung auch asozial. Und Fortschritt sowieso. Echt super und leicht zu merken. Genau wie: Gute Politk ist, was Wählerstimmen bringt.

Zum Geburtstag

magsNachträglich auch von uns: Herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag, Herr Adorf. Es ist schon erstaunlich: je älter Sie werden, desto mehr ähneln Sie Ihrem großen Vorbild Gordon Shumway. Und wenn das Leben und Wirken des berühmten Melmacianiers verfilmt werden sollte, dann erwarten wir natürlich niemand anderen als Mario Adorf in der Hauptrolle. Hoffentlich null Problemo, oder?

Felix Austria

schuesselAuf dem CSU-Parteitag letztes Wochenende in Nürnberg trat der österreichische Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel als Gastredner auf. In Anspielung auf das knappe Ergebnis der Bundestagswahl 2002 sagte er, die nur etwa 6000 deutschen Wähler, die vor drei Jahren der rot-grünen Koalition unter Bundeskanzler Schröder das Verbleiben gesichert haben, müssten sich jetzt „den Hintern wund beißen„. Den Hintern wund beißen. Sagt man das so in Österreich? Naja, jedem seine Redensarten – in Bayern sagt man ja gerne „ich werde noch kein Glas Champagner öffnen“, wenn man eine sicher geglaubte Bundestagswahl verliert. Apropos: vielleicht sollte Herr Stoiber einfach mal versuchen, in Österreich Bundeskanzler zu werden. Das schafft anscheinend jeder Doofmann.