Schicksalswahl

Am Wochenende finden in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Landtagswahlen statt. Selbst die eher konservative und daher relativ regierungstreue Zeitung „Die Welt“ prognostiziert Erstaunliches:

„Die Chance, dass am Sonntag eine Schicksalswahl das Ende der Ära Merkel-Westerwelle einleiten könnte, steht höher als 50 Prozent. Es gibt eine ganze Reihe Politiker in beiden Parteien, die der Spitze ziemlich verständnislos und mit wachsendem Zorn zuschauen. Bis zur Wahl wird sich niemand von ihnen äußern. So viel Loyalität ist selbstverständlich. Wenn aber Stefan Mappus in Stuttgart die Macht verliert, kommt in Berlin Angela Merkel ins Schwimmen. Dann wird es im Gebälk knacken, es werden Sicherungen knistern, und Leitungen werden Funken sprühen. Der ganze angestaute Unwille wird sich Bahn brechen. Es gibt in jeder Partei den Punkt, an dem die Bundestagsabgeordneten sagen: Wir können das dem Volk nicht mehr erklären. Dieser Punkt gerät für Angela Merkel und Guido Westerwelle in Sichtweite.“

(aus der Deutschlandfunk-Presseschau vom 22. März 2011)

Vermessung des Wohlstands

Der Bundestag hat Ende 2010 die Einsetzung einer Enquete-Kommission beschlossen, die sich der Frage widmet, wie Wohlstand und Lebensqualität gemessen werden können. Bisher galt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als das Maß der Dinge. Nun soll das Gremium einen neuen Indikator entwickeln, der das BIP ergänzt. Acht verschiedene Aspekte sollen dabei laut tagesschau.de zu einem Indikator zusammengefasst werden: der materielle Lebensstandard, die Qualität der Arbeit, die Verteilung von Wohlstand, der Zustand von Natur und Umwelt, die Chancen auf Bildung, die Lebenserwartung, die soziale Sicherung und die subjektiv empfundene Zufriedenheit der Deutschen.

Kühle Anwend

Ramsauer

Nachdem das deutsche Verkehrssystem problemlos mit dem harten Winter zurechtkommt, hat Verkehrsminister Ramsauer Zeit, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren – nämlich auf die Rettung der deutschen Sprache. „Als Patriot lege ich Wert darauf, daheim die eigene Muttersprache zu verwenden,“ so Ramsauer – wohlgemerkt die eigene, nicht irgendeine x-beliebige Muttersprache. Deswegen ab sofort: „Tafelschreibblöcke“ statt „Flipcharts“! „Mittagessen für bedeutende Personen“ statt „VIP-Lunch“! Aber was ist mit dem „I-Phone“? „Ich-Fernsprecher“? Wird aus der „After-Work-Party“ das „Nacharbeitsfest“? Aus der „Flatrate“ die „Flachgebühr“? Und aus einer „coolen App“ vielleicht eine „kühle Anwend“, Herr Ramsauer? Mann oh Mann. Mir san mir. Da passt das Attwenger-Lied „Kaklakariada“ mal wieder wie die Faust aufs Auge:

Die Klankariadn dan se darauf konzentriern,
des Eigane dans feiern
und des Ondare negiern,
diese gonzn Patriotn,
nationale Idiotn,
bitte sads so guat und stöllts eich
in am Schwimmbod aufn Bodn,
und pinkelts bis zum Hois eich
olle gegenseitig on,
und dann tauchts nu amoi unta,
und dann nehmts an schluck davon,
und spuckts eich on damit solang
bis das eich schlecht is von der Kacke,
und wählen Sie die Nummer
neben ihrer Landesflagge.

Heißer Anti-Atom-Herbst 2010

Herbstaktionen

Im „Heißen Anti-Atom-Herbst“ sollten die Aktivisten und Demonstranten im Eifer des Gefechts nicht vergessen, dass sie selbst auch aus Atomen bestehen – genau wie Windkrafträder, Solarzellen, Wasserkraftwerke und so gut wie alles andere, was sich im Universum befindet. Bei aller Sympathie: „Anti-Atom“ ist Blödsinn, richtig muss es natürlich „Anti-Atomkraft“ heißen.

Ade Kurt Albert

Einst hat er rote Punkte an seine frei gekletterten Routen gemacht und damit das Rotpunkt Klettern erfunden. Am 26. September 2010 ist er am Hohenglücksteig abgestürzt und 2 Tage später an seinen Verletzungen gestorben.

Heute um 15:00 war seine Abscheidsfeier an der Muschelquelle bei Streitberg:

Ich habe Kurt in den 90ern ein paar mal beim Klettern in der Fränkischen getroffen und immer wieder mal einen seiner Vorträge besucht. Legendär war sein Bild, damals auf dem Topoführer Nördlicher Frankenjura (Foto: Thomas Ballenberger):

TopoFrankenjura

.. und in Erinnerung geblieben ist mir ein USA Bericht aus der ROTPUNKT 02/91 von Tilmann Hepp:

»… Driving, driving, driving. That’s the way. Kurt machte es sich auf dem Fahrersitz bequem. Er saß nicht am Steuer, er lag am Steuer. Ab und zu schreckte er auf, riß wie ein Wilder das Lenkrad herum, lenkte den Van auf die Mitte der Fahrbahn zurück, um sich dann wieder in einen fahrenden Dämmerzustand zu begeben. Die Fahrerei mit ihm gestaltete sich interessant. Irgendwann schlich sich der Verdacht bei uns ein, er sei nachtblind. Doch er kam ohne Crash durch, und so konnten wir ihn nie überführen.«

Knockin‘ on heaven’s door.
Good bye Kurt.

weitere Infos: