Trügerische Sicherheit

Besser lässt sich Hilflosigkeit nicht demonstrieren: an besonders gefährdeten Orten wie am Odeonsplatz in München laufen nach den Londoner Anschlägen Beamte der Bundespolizei mit Maschinengewehren spazieren. Ob die im Notfall auf plötzlich auftauchende Selbstmordattentäter schießen? Da müssen sie aber ganz schön aufpassen, dass sie nicht versehentlich die von den Terroristen mitgebrachten Sprengsätze treffen.

Selbstläufer

Die Mehrwehrsteuer wird erhöht. Sagt Angela Merkel. Nicht mit uns. Sagt die FDP. Die Mehreinnahmen werden zur Senkung der Lohnnebenkosten verwendet. Sagt Frau Merkel. Nein, in erster Linie zur Haushaltssanierung. Sagt Herr Stoiber. Und die meisten Deutschen glauben, wenn die C+F-Koalition erstmal an der Regierung ist, läuft alles von selbst. Liebe Schwellenländer, falls ihr Deutschland in der Wirtschaftskraft überholt, bildet euch nicht allzuviel darauf ein – es liegt vermutlich gar nicht an euch.

Regime Change

Wenn man den Medienberichten glauben darf: so ungefähr schaut die Truppe aus, die Deutschland ab Herbst aus der Krise führen will. Wir können es kaum noch erwarten.

Oben: Stoiber, Westerwelle, Merkel, Gerhardt, Beckstein.
Mitte: Koch, Bosbach, Schavan, Glos, Althaus.
Unten: Kauder, de Maizière, Lautenschläger, Müller, Pflüger.

Keine Chance

Alle Achtung: Gerhard Schröder hat rechtzeitig erkannt, dass die Nationalmannschaft bei der WM 2006 keine Chance auf den Titel hat. Deswegen entkoppeln die Sozis Bundestagswahlen und WM – ein längst überfälliger Akt für den Erhalt der Demokratie. Denn die Verzweiflung über das Versagen der Nationalmannschaft hätte die deutsche Bevölkerung möglicherweise dazu gebracht, irgendeinen Scharlatan zum Regierungschef zu wählen – wie zuletzt 1994.

Ungewöhnliche Ankündigung

„Wir machen eine kleine Party und bitten die Nachbarn um Entschuldigung, wenn es etwas lauter wird.“ Solche Aushänge gehören zum urbanen Alltag. Gestern wurde ich aber mit einer neuen Dimension konfrontiert: der Aushang an der Haustür, der Lärmbelästigungen ankündigt, bezieht sich auf eine Fete in der Hausnummer 18 – und wir wohnen in der 24, also drei Häuser weiter. Gibt es am nächsten Wochenende ein Live-Konzert von Disaster Area in unserer Straße? Muss das Viertel evakuiert werden? Ich bin gespannt.

Heuchelei und Blödsinn

So richtig begeistern lassen sich die Printmedien nicht für ein Verbot der Tabakwerbung. Irgendwie verständlich: denn so ein stimmungsvolles Bild aus Marlboro-Country auf der Rückseite einer Zeitschrift: das sieht nicht nur schön aus, sondern bringt dem Verlag auch ein paar Euro. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) kommentiert die „wirtschaftsfeindliche Politik“ der Bundesregierung mit einer Mischung aus Heuchelei und Blödsinn: Werbeverbote sind Denkverbote„. Und auch bei w+v sind keine vernünftigen Argumente für Tabakwerbung bekannt, außer: „Der jetzt drohende Verlust von Anzeigenumsätzen in Höhe von jährlich rund 40 Millionen Euro gefährdet rund 500 Arbeitsplätze bei den Verlagen“. Da könnte man glatt in die Luft gehen.