Ihr seids mia

Jetzt geistert wieder die Idee durch die Presse, die CSU könnte ja nicht nur in Bayern, sondern bundesweit zu Wahlen antreten. Allerdings müsste die Partei dazu erstmal 15 Landesverbände aufbauen und zwar in:

Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.

Ehrlich gesagt, in der CSU ist es derzeit ganz schön schwierig, jemanden zu finden, dem auch nur der Aufbau eines einzigen neuen Landesverbandes gelingen könnte. Und selbst wenn: bleibt die CSU dann eine bayerische Partei? Fährt PhDr. Scheuer nach Duisburg, Emden, Rostock, Saarbrücken, Bremen oder Cottbus und ruft den Leuten zu: „Ihr seids jetzt auch mia“? Die Reaktion der „Preißn“ würde ich ja zu gerne sehen.

Tragischer Tag

In der EU sterben jährlich etwa 25000 Menschen bei Verkehrsunfällen – weltweit sind es etwa 1,3 Millionen Verkehrstote, also täglich mehr als 3000. Da sollte man denken, ein tödlicher Unfall mit einem Fahrzeug, das über eine Autopilotfunktion verfügt, ist keine signifikante Veränderung der Verkehrssicherheit. Die Medien sehen das überwiegend nicht so. Holger Appel von der FAZ erklimmt beispielsweise den Gipfel der Naivität durch diesen Satz:

An diesem tragischen Tag [ist] die Verheißung geplatzt, mit dem vollständig automatisierten Fahren werde es keine Unfälle mehr geben.

Dass autonome Systeme in Zukunft zuverlässiger und sicherer fahren als Menschen, ist absehbar. Vermutlich ist das sogar heute schon der Fall. Und wenn autonome Fahrzeuge in naher Zukunft nur halb so viele Unfälle verursachen würden wie von Menschen gesteuerte Fahrzeuge, könnte das jährlich etwa 12000 Menschenleben in der EU retten. Die Verheißung, es werde keine Unfälle mehr geben… Nicht zu fassen. Ich glaube, jeder Deutschlehrer würde das in einer Mittelstufen-Erörterung bemängeln. In der FAZ wirds gedruckt. Zum Trost: es gibt auf der Welt auch noch vernünftige Journalisten.

„Fast die nächste Chance“

Eine zehn- bis 15-minütige Zusammenfassung eines Fussballspiels enthält genauso viele Höhepunkte, aber beträchtlich weniger Leerlauf als eine 90-minütige Live-Übertragung. Das wurde in der Gruppenphase der „UEFA EM 2016™“ wieder besonders deutlich. Ungefähr 1,9 Tore fielen pro Spiel, in der Gruppe C waren es nur sieben Tore in sechs Spielen. Dementsprechend langweilig verlaufen die Spiele. Noch schlimmer wird es durch Kommentatoren, die versuchen, das Publikum dennoch bei Laune zu halten, beispielweise durch den Ausruf: „Fast die nächste Chance!“ – Es soll uns schon als Höhepunkt verkauft werden, was noch nicht mal eine Chance war.

In der nun beginnenden Finalrunde erscheint die Verteilung der Favoriten etwas ungleichmäßig: Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich und England befinden sich alle im selben Zweig, das heißt nur eine dieser Mannschaften kann das Finale erreichen. Dabei betreibt die UEFA einen beträchtlichen Aufwand bei der Zulosung der Gruppengegner. Angeblich werden bestimmte Kugeln sogar vorher in den Kühlschrank gelegt, um Verwechslungen zu vermeiden – jedenfalls, wenn man dem Schweizer Whistleblower Josef Blatter glaubt.