Mir san mir

Die Kleinkarierten, so heißt es jedenfalls in einem Lied von Attwenger, konzentrieren sich vor allem darauf, das Eigene zu feiern und alles Andere zu negieren. Hier in Bayern drückt man sich da etwas einfacher aus: „Mir san mir“ – was ungefähr soviel heißt wie: „Die Andern interessieren uns nicht, denn wir sind etwas ganz Besonderes“. 2000 Kleinkarierte haben sich in den letzten Monaten per Unterschrift gegen den Bau einer Moschee in München-Sendling ausgesprochen. Vielleicht sehen sie in der Moschee ein „Zeichen tödlicher Bedrohung“, wie es in einem Flugblatt zu lesen war. Vielleicht würden sie noch ganz andere Sachen unterschreiben, wenn man sie nur ließe. Den Münchner Stadtrat konnten sie damit nicht beirren. Er hat dem Bau der Moschee zugestimmt.

Auferstanden aus Ruinen

PDS und die Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) wollen gemeinsam in die Bundestagswahl ziehen. Bisher ist jedoch nicht geklärt, wie das Bündnis heißen soll. PDS-Wahlkampfleiter Bodo Ramelow sagte der taz, für die Identität der PDS sei es wichtig, dass die Bezeichnung „Sozialisten“ im Namen auftaucht. Gregor, Oskar, wie wäre es denn mit „Sozialistische Einheitspartei Deutschlands“? Klingt irgendwie cool und macht es vor allem der älteren Generation in den neuen Bundesländern leichter, ihr Kreuzchen an die richtige Stelle zu setzen.

Vive l’Europe!

Die Niederländer und die Franzosen haben bekanntlich mehrheitlich „nein“ gesagt zur EU-Verfassung. Jetzt sehen wir uns das Inhaltsverzeichnis der Verfassung an und rätseln, woran es gelegen hat. Fühlten sich die Niederländer vielleicht vom 30. Protokoll über die Sonderregelung für Grönland abgestoßen? Eventuell störte sie der Artikel III-152 über die Zusammenarbeit im Zollwesen? Sagten die Franzosen, „So nicht“, als sie Artikel III-232 lasen? Oder hatten schätzungsweise gut 90% der Wähler in Frankreich und den Niederlanden nicht den blassesten Schimmer, was in der Verfassung drinsteht und worüber sie überhaupt abstimmen?

Echte Menschen

Die Frage soll uns in Atem halten: wurde im Gefangenenlager auf Guantanamo der Koran „respektlos behandelt“, vielleicht sogar „geschändet“, „mißbraucht“ oder „ins Klo hinuntergespült“? Wie kann man einem leblosen Gegenstand nur so schreckliche Dinge antun? Viele Journalisten sind so schockiert, dass sie eines dabei ganz vergessen: es kommt doch überhaupt nicht darauf an, welche Schicksale Bücher in Guantanamo erleiden – sondern darauf, wie die Gefangenen behandelt werden. Die sind nämlich echte Menschen. Und wenn sie Verbrechen begangen haben, müssen sie vor ein Gericht gestellt und verurteilt werden. Andernfalls muss man sie freilassen.

Weltschmerz

„Over and over we die, one after the other“ sang Robert Smith schon im Eröffnungssong der Cure-LP „Pornography“. Wer danach immer noch zuviel Lebensfreude in sich trug, schob gleich „Decades“ von Joy Division hinterher. So waren sie halt, die 80er Jahre. Ich habe mich damals zwar nicht weiß geschminkt und mit Knochen behängt, aber eine gewisse Faszination übte die „Gothic“-Bewegung schon auf mich aus. Viele hatten bald von „kultivierter Depression und Weltschmerz“ die Nase voll und wandten sich wieder lustigeren Dingen zu. Dennoch: „Schwarzkittel“ gibt es immer noch und nicht zu knapp. 20000 Anhänger der Bewegung trafen sich an diesem Wochenende in Leipzig beim 14. Wave-Gotik-Treffen.