Mir san mir

Die Kleinkarierten, so heißt es jedenfalls in einem Lied von Attwenger, konzentrieren sich vor allem darauf, das Eigene zu feiern und alles Andere zu negieren. Hier in Bayern drückt man sich da etwas einfacher aus: „Mir san mir“ – was ungefähr soviel heißt wie: „Die Andern interessieren uns nicht, denn wir sind etwas ganz Besonderes“. 2000 Kleinkarierte haben sich in den letzten Monaten per Unterschrift gegen den Bau einer Moschee in München-Sendling ausgesprochen. Vielleicht sehen sie in der Moschee ein „Zeichen tödlicher Bedrohung“, wie es in einem Flugblatt zu lesen war. Vielleicht würden sie noch ganz andere Sachen unterschreiben, wenn man sie nur ließe. Den Münchner Stadtrat konnten sie damit nicht beirren. Er hat dem Bau der Moschee zugestimmt.

Treffer. Versenkt.

Im April 1995 besetzten Greenpeace-Aktivisten die Ölplattform Brent Spar im Atlantik, um deren Versenkung zu verhindern. Die Aktion führte in der Folgezeit dazu, dass der Mineralölkonzern Shell in Deutschland von allen boykottiert wurde, die ökologisch richtig handeln wollten. Dabei war Brent Spar nur zu 50% in Shell-Besitz, die andere Hälfte gehörte Esso. Das hatte Greenpeace in der Kampagne nicht erwähnt. Greenpeace brachte außerdem Informationen in Umlauf, nach denen sich auf der Plattform 5000 Tonnen giftiges Rohöl befinden, die zu einer gewaltigen ökologischen Katastrophe führen könnten. Dabei waren es weniger als 200 Tonnen. Nach einem langen Medienkrieg beschloss Shell am 20. Juni 1995, die Plattform an Land zu entsorgen. Ein Sieg für Greenpeace, aber nicht für die Wahrheit. Wahrscheinlich zu Recht schrieb Jens Bergmann 2001 in brandeins: Das kollektive Lebensgefühl der Greenpeacer sei „die Gewissheit, unbedingt im Recht zu sein und recht zu handeln und eigentlich von jeder Legitimationspflicht entbunden zu sein“.

Verlockend

Das hat Münti bestimmt nicht gewollt: Die Debatte um ausländische Finanzinvestoren hat das Interesse deutscher Privatanleger an Private Equity geweckt, berichtet die FAZ. Der Mittelzufluss bei darauf spezialisierten Fonds stieg in den vergangenen Monaten stark an. Statt am Elend Anderer am Verlust des eigenen Arbeitsplatzes mitverdienen zu können – irgendwie verlockend. Im Hinblick auf Nachhaltigkeit aber eher in einer Spielklasse mit Heroinkonsum.

Auferstanden aus Ruinen

PDS und die Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) wollen gemeinsam in die Bundestagswahl ziehen. Bisher ist jedoch nicht geklärt, wie das Bündnis heißen soll. PDS-Wahlkampfleiter Bodo Ramelow sagte der taz, für die Identität der PDS sei es wichtig, dass die Bezeichnung „Sozialisten“ im Namen auftaucht. Gregor, Oskar, wie wäre es denn mit „Sozialistische Einheitspartei Deutschlands“? Klingt irgendwie cool und macht es vor allem der älteren Generation in den neuen Bundesländern leichter, ihr Kreuzchen an die richtige Stelle zu setzen.

Regime Change

Wenn man den Medienberichten glauben darf: so ungefähr schaut die Truppe aus, die Deutschland ab Herbst aus der Krise führen will. Wir können es kaum noch erwarten.

Oben: Stoiber, Westerwelle, Merkel, Gerhardt, Beckstein.
Mitte: Koch, Bosbach, Schavan, Glos, Althaus.
Unten: Kauder, de Maizière, Lautenschläger, Müller, Pflüger.

Vive l’Europe!

Die Niederländer und die Franzosen haben bekanntlich mehrheitlich „nein“ gesagt zur EU-Verfassung. Jetzt sehen wir uns das Inhaltsverzeichnis der Verfassung an und rätseln, woran es gelegen hat. Fühlten sich die Niederländer vielleicht vom 30. Protokoll über die Sonderregelung für Grönland abgestoßen? Eventuell störte sie der Artikel III-152 über die Zusammenarbeit im Zollwesen? Sagten die Franzosen, „So nicht“, als sie Artikel III-232 lasen? Oder hatten schätzungsweise gut 90% der Wähler in Frankreich und den Niederlanden nicht den blassesten Schimmer, was in der Verfassung drinsteht und worüber sie überhaupt abstimmen?