Attraktives Umfeld

310Manche tun die unmöglichsten Dinge, um in die Bild-Zeitung zu kommen. Das Bayerische Fernsehen hat es da leichter. In der Bildausgabe vom 26. Januar erschien beispielsweise eine ganzseitige Anzeige für die BR-Sendung „Quer – Entspannung mit Biss„. Das hat natürlich seinen Preis – laut Liste schlappe 16500 EUR für die München-Ausgabe. Dafür erhält der bayerische Rundfunk aber auch ein attraktives Umfeld für sein Inserat – aktuelle und fundierte Berichterstattung zu den Themen „Patricia Blanco bald obdachlos?“ und „Wie schwul ist der deutsche Fussball?“. Und ganz nebenbei sichert der BR mit den ihm anvertrauten GEZ-Geldern auch noch das Einkommen solcher Knalltüten wie Kai Dieckmann oder Franz-Josef Wagner. Sauber, sag i.

Hauptsache: Ausland

„Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien“. MIt dieser prägnanten Aussage hängte bekanntlich Andreas Möller die Messlatte ziemlich hoch in der Kategorie der Fussballweisheiten. In die gleiche Kerbe schlug vor kurzem Schalkes Starstürmer Ailton, als er im Interview verkündete, er wolle unbedingt mal im Ausland spielen. Wir schließen uns hier dem Vorschlag Achim Bogdahns an: „Vielleicht sollte dem mittelschlauen Brasilianer mal jemand sagen, dass er bereits im Ausland ist.“

Lauf davon und versteck dich

Deutschland wird also beim Eurovision Song Contest dieses Jahr mit einem Liedchen antreten, das für meinen Geschmack ziemlich stark an den Four-Non-Blondes-Heuler „What´s going on?“ erinnert. Immerhin: Mit „Run and Hide“ beinhaltet der Titel des Stücks auch gleich den entsprechenden Warnhinweis, was zu tun ist, wenn Gracia anfängt zu singen. Was bleibt sonst noch über die nationale Vorausscheidung zu sagen? Der unerträgliche Beckmann taugt nicht einmal als Dieter-Thomas-Heck-Imitator. Und Milka, bitte! Opfer einen Teil deines Honorars und nimm endlich an einem Lehrgang zur Interview-Technik teil.

Terror aus der Ohrwurmfabrik

129Eine der sinnlosesten Grausamkeiten, die Funk und Fernsehen in unser Bewusstsein transportieren, ist meiner Meinung nach der Jingle zum Musterhausküchenfachgeschäft. Einmal erklungen, bahnt er sich seinen Weg in die innersten Ganglien des Stammhirns und verharrt dort wie ein speicherresistenter Virus bis ans Ende aller Tage. Wer das nicht glaubt und das Risiko, infiziert zu werden, nicht fürchtet, klickt hier. Jeder denkt natürlich: die Kreatur, die dieses Werk erschuf, unterzog sich sofort einer Gesichtsoperation, erhielt daraufhin eine andere Identität und wanderte nach Tasmanien aus, um einer gerechten Strafe zu entfliehen. Jetzt stellen wir mit Verwunderung fest, dass sich der gewissenlose Ohrwurmfabrikant Oliver Kels aus Korschenbroich auf seiner Website offen dazu bekennt, Erfinder der Musterhausküchenfachgeschäftmelodie zu sein. Soviel Kaltblütigkeit, Herr Kels, verdient unseren aufrichtigen Respekt. Trotzdem bitten wir Sie, in Zukunft die Genfer Konvention einzuhalten und auf weitere Terrorangriffe zu verzichten.

Gotteslästerung

Wie rückständig Europa sei, erkenne man daran, dass in den USA ein Mann zum Präsidenten gewählt wird, der sich auf Gott beruft, während in Europa Herr Buttiglione seines Ams entledigt wird, weil er sich für die Familie einsetzt. Soviel Blasphemie in einem einzigen Satz, Erzbischof von Köln Joachim Kardinal Meisner, und dann auch noch am 24. Dezember im Deutschlandfunk – da sind wir ja sogar an Weihnachten richtig stolz, dass wir aus Ihrer „Kirche“ ausgetreten sind.