Am 22. April 1915 gegen achtzehn Uhr bewegte sich in einer Breite von sechs Kilometern eine gelbgrüne Wolke aus Chlorgas langsam auf die französischen Stellungen in der Nähe der belgischen Stadt Ypern zu. Ersonnen und organisiert worden war dieser erste große Giftgaseinsatz von Fritz Haber, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Physikalische Chemie in Berlin. An diesem Tag sei der Terrorismus als Element des staatlichen Normalkrieges eingeführt worden, schreibt Peter Sloterdijk in seinem lesenswerten Buch Luftbeben. Giftgaseinsätze forderten im ersten Weltkrieg insgesamt 90000 Todesopfer. Die unheimliche wie demoralisierende Wirkung der Gase verdeutlichte den radikal neuen, Menschen zu Ungeziefer degradierenden Charakter des Maschinenkrieges, so Bernd Ulrich im Deutschlandfunk.