Diese Scheibe ist ein Hit

Stefan Niggemeier schrieb am Wochenende in der FAS, dass man in Deutschland mit nur 250 verkauften Singles schon in die Top-100-Charts kommt. Wenn das wirklich stimmt, dann reicht dafür bei einem Preis von rund 7 EUR pro CD schon ein Invest von 2000 EUR aus. Einfach eine Platte veröffentlichen und davon entsprechend viele Exemplare selbst aufkaufen. Künstlerische Freiheit inklusive – Man könnte einfach drei Minuten Besetztton am Telefon mitschneiden, und den Song dann unter dem Titel „It´s so hard to talk to you“ platzieren. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Super auch auf Parties: „2005 hatte ich meinen ersten Top-100-Hit.“ Und wer weiß, vielleicht wird der Song dann ja wirklich populär. Voila: A Star is born.

Gottes Funktionäre

„Wenn auch Sie für den Erhalt der Religion an den Berliner Schulen sind, dann unterstützen Sie den Appell des Bischofs“, schrieb die Bild-Zeitung gestern. Gemeint ist der Brief von Bischof Wolfgang Huber, dem Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche. Dem Bischof liegt nämlich die „Pflicht des Staates zu religiöser Neutralität“ besonders am Herzen. Diese Neutralität ist dann am besten gewährleistet, wenn die christlichen Kirchen den Religionsunterricht veranstalten. Findet Huber. Denn alles andere ist zu gefährlich – für ihn und für die anderen Funktionäre Gottes hierzulande.

Uschi mach kein Quatsch

Trotz der Finanzengpässe in der Rentenversicherung lehnt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sowohl Beitragsanhebungen als auch eine Kürzung der Altersbezüge ab. Stattdessen müsse der Bund einspringen, um weitere Zahlungen zu gewährleisten, forderte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer, wie die «Neuen Osnabrücker Zeitung» am Dienstag berichtete.

So, Uschi, dieser Vorschlag lässt sich ja ganz einfach zusammenfassen: Der DGB schlägt also vor, dass der Staat Geld auszahlt, das er gar nicht hat, sondern sich erst leihen muss. Der DGB ist also auch dafür, dass die Zinsen, die dabei anfallen, ebenfalls mit Steuergeldern bezahlt werden. Und dass das Geld dann nicht mehr zur Verfügung steht, um damit Schulen oder Kindergärten zu finanzieren. Gut, dass wirs wissen, Uschi. Gut, dass wirs wissen.

Honor Bound to Defend Freedom

Vor lauter Papst-Sterben lange nichts mehr gehört aus dem Erholungslager für feindliche Kombattanten auf Guantanamo-Bay. Bei 38 Personen, die dort festgehalten wurden, stellte sich kürzlich heraus, dass sie gar keine feindliche Kombattanten sind. Sie wurden freigelassen. Nach drei Jahren. „Honor bound to defend freedom“, heißt das Motto, „der Verteidigung der Freiheit verpflichtet“. Wenn man so ernste Pflichten zu erfüllen hat, da kommt es schon mal vor, dass man jemanden ein paar Jahre festhalten muss, der gar nichts Verbotenes gemacht hat.

April, April

Traditionell veröffentlichen Zeitungen am 1. April mehr oder weniger lustige Nachrichten, um ihre Leser damit in den April zu schicken. Weil ich zu faul zum suchen war, gab ich bei Google den Begriff „Aprilscherz“ ein – und fand keinen einzigen, weil in den entsprechenden Meldungen das Wort „Aprilscherz“ natürlich nicht vorkommt. Allerdings stieß ich auf ein paar interessante Nachrichten, bei denen extra dazu gesagt werden muss, dass es sich nicht um einen Aprilscherz handelt. Dazu gehört zum Beispiel die Email der BBC, in der Bob Marley um ein Interview gebeten wurde, die Wahl der Stadt Wetter zur Wetterstadt des Monats und die Beobachtung, dass Künstler immer ärmer werden.

Who the fuck is Sally?

Vor 24 Jahren, im April 1981 startete die NASA zum ersten Mal einen Spaceshuttle. Es kommt einem wie eine Ewigkeit vor, oder? Dies nur zur Veranschaulichung, dass der Text „Twenty four years just waiting for a chance“ im Smokie-Hit Living Next Door to Alice ganz schön skurril ist. Wir alle wissen, wie schwer es ist, über Gefühle zu reden – aber wenn jemand sich 24 Jahre lang nichts anmerken lässt, das ist schon ein Fall für die Pathologie. Und in der letzten Strophe stellt sich dann heraus, dass einer gewissen Sally auch nichts besseres eingefallen ist, als 24 Jahre auf ihre Chance zu warten. Vermutlich spielt das Lied in einem Irrenhaus.