Buntschießen

179Am 22. April 1915 gegen achtzehn Uhr bewegte sich in einer Breite von sechs Kilometern eine gelbgrüne Wolke aus Chlorgas langsam auf die französischen Stellungen in der Nähe der belgischen Stadt Ypern zu. Ersonnen und organisiert worden war dieser erste große Giftgaseinsatz von Fritz Haber, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Physikalische Chemie in Berlin. An diesem Tag sei der Terrorismus als Element des staatlichen Normalkrieges eingeführt worden, schreibt Peter Sloterdijk in seinem lesenswerten Buch Luftbeben. Giftgaseinsätze forderten im ersten Weltkrieg insgesamt 90000 Todesopfer. Die unheimliche wie demoralisierende Wirkung der Gase verdeutlichte den radikal neuen, Menschen zu Ungeziefer degradierenden Charakter des Maschinenkrieges, so Bernd Ulrich im Deutschlandfunk.

TPFKAKR

Rogers Nelson kennen die meisten eher unter seinem Künstlernamen – Prince. Weil der Künstler sich 1993 in das unaussprechliches Symbol O(+> umbenannte, gingen die Medien dazu über, ihn als TAFKAP zu bezeichnen: The Artist Formerly Known As Prince. Harald Schmidt schlug in seiner gestrigen Sendung folgendes vor: wenn einem Benediktdersechzehnte noch etwas schwer über die Lippen geht, kann man ja sagen: The Pope Formerly Known As Kardinal Ratzinger. Weil ich das sehr lustig fand und der Gag in der Sendung ein bisschen unterging, kommt er hier nochmal in die Zweitverwertung. Prince heißt jetzt übrigens wieder Prince oder besser gesagt: TANKAAP – The Artist Now Known Again As Prince.

Life on Mars

An manchen Tagen passiert in der Welt nichts Wichtiges – zum Beispiel heute. Dann widmen wir uns eben den Themen, die sonst übersehen werden. Zum Beispiel den Plänen des neuen Nasa-Direktors Michael Griffin: Bei seiner ersten Pressekonferenz kündigte er an, dass für ihn die bemannte Raumfahrt zum Mond, zum Mars und zu noch weiter entfernten Zielen oberste Priorität habe. Was er allerdings verschwieg: wie die NASA ihre Jungs wieder zurückbringen will. Denn Leute zum Mars schicken, könnte schon klappen. Aber von dort aus zu starten, ist nicht so einfach. Der Mars zieht per Gravitation die Astronauten nämlich ziemlich stark an, wenn sie erst mal da sind. Und wenn sie nicht auf einen zufällig bereits vorhandenen Weltraumbahnhof stoßen – naja, dann gibt es sogar etwas länger als vorgesehen Leben auf dem Mars.

Diese Scheibe ist ein Hit

Stefan Niggemeier schrieb am Wochenende in der FAS, dass man in Deutschland mit nur 250 verkauften Singles schon in die Top-100-Charts kommt. Wenn das wirklich stimmt, dann reicht dafür bei einem Preis von rund 7 EUR pro CD schon ein Invest von 2000 EUR aus. Einfach eine Platte veröffentlichen und davon entsprechend viele Exemplare selbst aufkaufen. Künstlerische Freiheit inklusive – Man könnte einfach drei Minuten Besetztton am Telefon mitschneiden, und den Song dann unter dem Titel „It´s so hard to talk to you“ platzieren. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Super auch auf Parties: „2005 hatte ich meinen ersten Top-100-Hit.“ Und wer weiß, vielleicht wird der Song dann ja wirklich populär. Voila: A Star is born.

Gottes Funktionäre

„Wenn auch Sie für den Erhalt der Religion an den Berliner Schulen sind, dann unterstützen Sie den Appell des Bischofs“, schrieb die Bild-Zeitung gestern. Gemeint ist der Brief von Bischof Wolfgang Huber, dem Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche. Dem Bischof liegt nämlich die „Pflicht des Staates zu religiöser Neutralität“ besonders am Herzen. Diese Neutralität ist dann am besten gewährleistet, wenn die christlichen Kirchen den Religionsunterricht veranstalten. Findet Huber. Denn alles andere ist zu gefährlich – für ihn und für die anderen Funktionäre Gottes hierzulande.