Parental Advisory

»Parental Advisory« ist als Hinweis für die Eltern gedacht, um Musik zu kennzeichnen, die anstößige Texte („explicit“) enthält. Ob der Song „Fuck Forever“ von den Babyshambles in diese Kategorie gehört… nun, das könnte man eigentlich schon am Titel erkennen. Bei i-Tunes sieht das dann aber überraschenderweise so aus:

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Naja, die wenigsten Eltern kaufen bei i-Tunes Musik für ihre Kinder. der Hinweis „explicit“ hilft den Kids wohl in den meisten Fällen nur dabei, die anstößigen Songs schneller zu finden.

Weltschmerz

„Over and over we die, one after the other“ sang Robert Smith schon im Eröffnungssong der Cure-LP „Pornography“. Wer danach immer noch zuviel Lebensfreude in sich trug, schob gleich „Decades“ von Joy Division hinterher. So waren sie halt, die 80er Jahre. Ich habe mich damals zwar nicht weiß geschminkt und mit Knochen behängt, aber eine gewisse Faszination übte die „Gothic“-Bewegung schon auf mich aus. Viele hatten bald von „kultivierter Depression und Weltschmerz“ die Nase voll und wandten sich wieder lustigeren Dingen zu. Dennoch: „Schwarzkittel“ gibt es immer noch und nicht zu knapp. 20000 Anhänger der Bewegung trafen sich an diesem Wochenende in Leipzig beim 14. Wave-Gotik-Treffen.

Diese Scheibe ist ein Hit

Stefan Niggemeier schrieb am Wochenende in der FAS, dass man in Deutschland mit nur 250 verkauften Singles schon in die Top-100-Charts kommt. Wenn das wirklich stimmt, dann reicht dafür bei einem Preis von rund 7 EUR pro CD schon ein Invest von 2000 EUR aus. Einfach eine Platte veröffentlichen und davon entsprechend viele Exemplare selbst aufkaufen. Künstlerische Freiheit inklusive – Man könnte einfach drei Minuten Besetztton am Telefon mitschneiden, und den Song dann unter dem Titel „It´s so hard to talk to you“ platzieren. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Super auch auf Parties: „2005 hatte ich meinen ersten Top-100-Hit.“ Und wer weiß, vielleicht wird der Song dann ja wirklich populär. Voila: A Star is born.

Who the fuck is Sally?

Vor 24 Jahren, im April 1981 startete die NASA zum ersten Mal einen Spaceshuttle. Es kommt einem wie eine Ewigkeit vor, oder? Dies nur zur Veranschaulichung, dass der Text „Twenty four years just waiting for a chance“ im Smokie-Hit Living Next Door to Alice ganz schön skurril ist. Wir alle wissen, wie schwer es ist, über Gefühle zu reden – aber wenn jemand sich 24 Jahre lang nichts anmerken lässt, das ist schon ein Fall für die Pathologie. Und in der letzten Strophe stellt sich dann heraus, dass einer gewissen Sally auch nichts besseres eingefallen ist, als 24 Jahre auf ihre Chance zu warten. Vermutlich spielt das Lied in einem Irrenhaus.

Feine Melodien

Allen, die bereit sind, Geld für Musik zu bezahlen, ohne dabei mit unnötigen Schwierigkeiten konfrontiert zu werden, empfehle ich, mal einen Blick in den Finetunes Music Shop zu werfen. Keine Software-Installation, kein Account-Anlegen, keine proprietären Formate, kein Digital Rights Management. Aussuchen, Bezahlen, Herunterladen, fertig. Als ich das zum ersten Mal sah, dachte ich, das kann keine legale Site sein. Ist es aber doch. Was dahinter steckt, erklärt Marketing-Manager Felix Segebrecht im Interview mit Tonspion: „Wir versuchen auf diesem Weg, eine neue Öffentlichkeit für gute Musik zu schaffen.“ Ganz nebenbei beweisen die Leute von Finetunes, dass es auch in der Musikindustrie intelligentes Leben gibt.

Terror aus der Ohrwurmfabrik

129Eine der sinnlosesten Grausamkeiten, die Funk und Fernsehen in unser Bewusstsein transportieren, ist meiner Meinung nach der Jingle zum Musterhausküchenfachgeschäft. Einmal erklungen, bahnt er sich seinen Weg in die innersten Ganglien des Stammhirns und verharrt dort wie ein speicherresistenter Virus bis ans Ende aller Tage. Wer das nicht glaubt und das Risiko, infiziert zu werden, nicht fürchtet, klickt hier. Jeder denkt natürlich: die Kreatur, die dieses Werk erschuf, unterzog sich sofort einer Gesichtsoperation, erhielt daraufhin eine andere Identität und wanderte nach Tasmanien aus, um einer gerechten Strafe zu entfliehen. Jetzt stellen wir mit Verwunderung fest, dass sich der gewissenlose Ohrwurmfabrikant Oliver Kels aus Korschenbroich auf seiner Website offen dazu bekennt, Erfinder der Musterhausküchenfachgeschäftmelodie zu sein. Soviel Kaltblütigkeit, Herr Kels, verdient unseren aufrichtigen Respekt. Trotzdem bitten wir Sie, in Zukunft die Genfer Konvention einzuhalten und auf weitere Terrorangriffe zu verzichten.