Entfernung der Microsoftware

„Einem Bericht der italienischen Nachrichtenplattform „Contro“ zufolge, soll Präsident Wladimir Putin Bill Gates quasi aus Russland hinausgeworfen haben. Putin hat ein Verbot gegen die Firma Microsoft erlassen. Mit sofortiger Wirkung hat damit die Entfernung der Microsoftware auf allen PC begonnen.“

Dies berichtete die Website watergate.tv am 20. Mai. Abgesehen vom recht hübschen Wortspiel „Microsoftware“ ist diese Meldung natürlich wertlos, weil unwahr. Leider gibt es in Deutschland ziemlich viele Attilas und Xaviers, die so etwas für bare Münze nehmen. Als Gegenmittel empfehlen wir die Website EUvsDisinfo, dort kann man sich relativ schnell einen Überblick verschaffen, welche Verschwörungstheorien zum Coronavirus gerade in einzelnen Ländern kursieren. Außerdem gibt es einen Disinformation-Quiz auf englisch, der ist aber einigermaßen schwer. Und eine Anleitung (auf deutsch), wie man Desinformationen aus dem Weg geht.

Covid-19-Weltkarte

In vielen Statistiken, die wir zur Zeit sehen, werden die Corona-Infektionen einzelner Länder gegenüber gestellt. Demnach gibt es in den USA im Moment etwa 469000, in Spanien 157000, in Italien 143000, in Deutschland 118000 und in Frankreich 86000 Corona-Infizierte. Diese Länder gelten als „am stärksten betroffen“ – allerdings ohne Berücksichtigung der Einwohnerzahl.
Interessant ist es daher, zu berechnen, wieviel Fälle es pro 1 Million Einwohner in den jeweiligen Ländern gibt. Dabei stellt sich heraus, dass dieser Wert beispielsweise in der Schweiz und in Belgien höher liegt als in Frankreich oder den USA. Mehr dazu in der Covid-19-Weltkarte von Google.

Nazimethoden?

„Wenn einem die Argumente ausgehen, dann holt man schnell mal die gute alte Nazikeule raus“,
wie jetzt?

via
… someone had the temerity to call him a Nazi: „Just because someone doesn’t share mainstream opinion it doesn’t mean he’s a Nazi. Maybe I’m a concerned citizen who is afraid of foreign domination!“ …

„It’s easy to play the Nazi card“, / Cory Doctorow / 9:39pm Wed Jul 10,2019

Systemische Ursachen

Zum Abschluss der Relotius-Untersuchung melden sich zwei ehemalige Spiegel-Mitarbeiter in der taz zu Wort. In ihrem Artikel schreiben sie:

„…schon der Titel, „Der Fall Relotius“, ist falsch. Zutreffender wäre „Der Fall Spiegel“ gewesen. Der neue Report widerlegt nämlich die bis dahin verbreitete Version, das Magazin sei Opfer des raffinierten Tricksers Relotius geworden. Der Bericht ist vielmehr ein erschütterndes Dokument über das Verständnis von Journalismus in einem der führenden deutschen Medienhäuser, aber auch in den Ausbildungsstätten der Branche.“

Am Ende des Artikels heißt es:

Und es ist auch viel mehr als ein Spiegel-Problem. Während die Reportage im deutschen Journalismus eine enorme Aufwertung erfuhr, wurde die Aufklärung vernachlässigt: Das Erforschen und Beschreiben von Ist-Zuständen, das Aufdecken von Problemen, die nicht gleich Skandale sind, das Aufspüren gesellschaftlicher Fehl­entwicklungen, von Unzulänglichkeiten in Institutionen und ­Ministerien – nicht nur beim Spiegel, sondern überall in der Branche wurde es kleingeschrumpft.