Lauf davon und versteck dich

Deutschland wird also beim Eurovision Song Contest dieses Jahr mit einem Liedchen antreten, das für meinen Geschmack ziemlich stark an den Four-Non-Blondes-Heuler „What´s going on?“ erinnert. Immerhin: Mit „Run and Hide“ beinhaltet der Titel des Stücks auch gleich den entsprechenden Warnhinweis, was zu tun ist, wenn Gracia anfängt zu singen. Was bleibt sonst noch über die nationale Vorausscheidung zu sagen? Der unerträgliche Beckmann taugt nicht einmal als Dieter-Thomas-Heck-Imitator. Und Milka, bitte! Opfer einen Teil deines Honorars und nimm endlich an einem Lehrgang zur Interview-Technik teil.

Feine Melodien

Allen, die bereit sind, Geld für Musik zu bezahlen, ohne dabei mit unnötigen Schwierigkeiten konfrontiert zu werden, empfehle ich, mal einen Blick in den Finetunes Music Shop zu werfen. Keine Software-Installation, kein Account-Anlegen, keine proprietären Formate, kein Digital Rights Management. Aussuchen, Bezahlen, Herunterladen, fertig. Als ich das zum ersten Mal sah, dachte ich, das kann keine legale Site sein. Ist es aber doch. Was dahinter steckt, erklärt Marketing-Manager Felix Segebrecht im Interview mit Tonspion: „Wir versuchen auf diesem Weg, eine neue Öffentlichkeit für gute Musik zu schaffen.“ Ganz nebenbei beweisen die Leute von Finetunes, dass es auch in der Musikindustrie intelligentes Leben gibt.

Kein Verbrechen

Ob Oliver Kalkofe lustig ist oder nicht – Ansichtssache. Im Schwarzen Kanal der Musikindustrie wird Kalkofe leider mal ganz ernst: „Filme illegal kopieren und verticken ist nicht cool, sondern genau so ein Verbrechen wie DVDs klauen und auf dem Flohmarkt verkaufen“, wird er dort zitiert. Bei aller Narrenfreiheit, Herr Kalkofe, das können wir Ihnen so nicht durchgehen lassen. Denn als Verbrechen werden in Deutschland nur Delikte bezeichnet, bei denen das Gesetz eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr vorschreibt. Alle anderen nennt man Vergehen. Auch wenn Sie fürs Fernsehen arbeiten: das müssten Sie schon wissen – sonst ganz einfach die Klappe halten.

Terror aus der Ohrwurmfabrik

129Eine der sinnlosesten Grausamkeiten, die Funk und Fernsehen in unser Bewusstsein transportieren, ist meiner Meinung nach der Jingle zum Musterhausküchenfachgeschäft. Einmal erklungen, bahnt er sich seinen Weg in die innersten Ganglien des Stammhirns und verharrt dort wie ein speicherresistenter Virus bis ans Ende aller Tage. Wer das nicht glaubt und das Risiko, infiziert zu werden, nicht fürchtet, klickt hier. Jeder denkt natürlich: die Kreatur, die dieses Werk erschuf, unterzog sich sofort einer Gesichtsoperation, erhielt daraufhin eine andere Identität und wanderte nach Tasmanien aus, um einer gerechten Strafe zu entfliehen. Jetzt stellen wir mit Verwunderung fest, dass sich der gewissenlose Ohrwurmfabrikant Oliver Kels aus Korschenbroich auf seiner Website offen dazu bekennt, Erfinder der Musterhausküchenfachgeschäftmelodie zu sein. Soviel Kaltblütigkeit, Herr Kels, verdient unseren aufrichtigen Respekt. Trotzdem bitten wir Sie, in Zukunft die Genfer Konvention einzuhalten und auf weitere Terrorangriffe zu verzichten.

Saurer Apfel

Alle Welt lädt sich jetzt bei I-Tunes Musikdateien gegen Bezahlung herunter. Dagegen ist ja zunächst mal nichts einzuwenden, außer man hat in der Küche oder im Auto einen handelsüblichen MP3-Spieler. Denn um die bezahlten Songs dort anzuhören, muss man sie erst auf eine Audio-CD brennen und von dort aus ins MP3-Format konvertieren. Bisschen umständlich, oder? Liebe Apple-Fans, ich würde euren Enthusiasmus ja gerne teilen, aber dann erklärt mir bitte, was ich falsch mache. Und wenn wir gerade dabei sind: vielleicht könnt ihr mir dann auch gleich sagen, wie man mit I-Tunes ein Cover für eine Audio-CD in sagen wir mal weniger als zehn Minuten erstellen kann?