Systemische Ursachen

Zum Abschluss der Relotius-Untersuchung melden sich zwei ehemalige Spiegel-Mitarbeiter in der taz zu Wort. In ihrem Artikel schreiben sie:

„…schon der Titel, „Der Fall Relotius“, ist falsch. Zutreffender wäre „Der Fall Spiegel“ gewesen. Der neue Report widerlegt nämlich die bis dahin verbreitete Version, das Magazin sei Opfer des raffinierten Tricksers Relotius geworden. Der Bericht ist vielmehr ein erschütterndes Dokument über das Verständnis von Journalismus in einem der führenden deutschen Medienhäuser, aber auch in den Ausbildungsstätten der Branche.“

Am Ende des Artikels heißt es:

Und es ist auch viel mehr als ein Spiegel-Problem. Während die Reportage im deutschen Journalismus eine enorme Aufwertung erfuhr, wurde die Aufklärung vernachlässigt: Das Erforschen und Beschreiben von Ist-Zuständen, das Aufdecken von Problemen, die nicht gleich Skandale sind, das Aufspüren gesellschaftlicher Fehl­entwicklungen, von Unzulänglichkeiten in Institutionen und ­Ministerien – nicht nur beim Spiegel, sondern überall in der Branche wurde es kleingeschrumpft.

Prozentrechnung

Bevor wir es vergessen: Rechenexperte Alexander Dobrindt hat kürzlich festgestellt, dass die SPD „mit 20 Prozent nicht 100 Prozent ihrer Forderungen umsetzen kann“. Interessant daran ist, dass die „Christlich-Soziale Union in Bayern e.V“ mit ihren 6,2 Prozent es für völlig selbstverständlich hält, dass ihre Forderungen beispielsweise nach eine „Obergrenze“ zu 100 Prozent umgesetzt werden. „Christlich-Soziale Union in Bayern e.V“ scheint übrigens die korrekte Bezeichnung zu sein, wenn man dem Bundeswahlleiter vertrauen kann.

Willkommen in der Meinungshöhle

Was lesen wir da im Zehn-Punkte-Plan der CSU mit dem Titel „Warum die Union eine bürgerlich-konservative Erneuerung braucht“ unter Punkt 8:

Genauso gefährlich wie ein radikaler Populismus von rechts ist der blinde Populismus gegen rechts. Alles, was nicht im Geist der Alt-68er steht, gilt als rechts und damit schlecht. Debatte muss wieder in der ganzen Breite stattfinden, nicht nur hinter vorgehaltener Hand oder in den Meinungshöhlen im Internet. Das ist das beste Rezept gegen Radikalisierung.

Juhu. Dann erklären wir hiermit offiziell, dass unser Blog Streifzüge eine „Meinungshöhle im Internet“ im Sinne des Zehn-Punkte-Plans der CSU darstellt.

Wahlergebnisse in West und Ost

Zum Spaß kann man ja mal die Wahlergebnisse von 2013 und 2017 in West- und Ostdeutschland miteinander vergleichen. Im Westen das bekannte Bild mit deutlichen Verlusten bei Union und SPD, deutlichen Gewinnen bei FDP und AFD, sowie leichten Gewinnen bei Grünen und Linken:

Im Osten ist es schon etwas spannender. Die Union mit über 10 Prozentpunkten Verlust, und die AFD ist die zweitstärkste Partei. Auf eine Jamaika-Koalition entfallen in den Neuen Bundesländern nur 40% der Stimmen. Mit diesem Wahlergebnis müssten schon Union, SPD und FDP miteinander koalieren, um auf eine absolute Mehrheit zu kommen. Fast 40 % der Wähler in Ostdeutschland haben mit der AFD und der Linken Parteien gewählt, die in der Bundesrepublik noch nie an der Regierung waren (Bildquelle: tagesschau.de).