Keine Chance

Alle Achtung: Gerhard Schröder hat rechtzeitig erkannt, dass die Nationalmannschaft bei der WM 2006 keine Chance auf den Titel hat. Deswegen entkoppeln die Sozis Bundestagswahlen und WM – ein längst überfälliger Akt für den Erhalt der Demokratie. Denn die Verzweiflung über das Versagen der Nationalmannschaft hätte die deutsche Bevölkerung möglicherweise dazu gebracht, irgendeinen Scharlatan zum Regierungschef zu wählen – wie zuletzt 1994.

Ungewöhnliche Ankündigung

„Wir machen eine kleine Party und bitten die Nachbarn um Entschuldigung, wenn es etwas lauter wird.“ Solche Aushänge gehören zum urbanen Alltag. Gestern wurde ich aber mit einer neuen Dimension konfrontiert: der Aushang an der Haustür, der Lärmbelästigungen ankündigt, bezieht sich auf eine Fete in der Hausnummer 18 – und wir wohnen in der 24, also drei Häuser weiter. Gibt es am nächsten Wochenende ein Live-Konzert von Disaster Area in unserer Straße? Muss das Viertel evakuiert werden? Ich bin gespannt.

Heuchelei und Blödsinn

So richtig begeistern lassen sich die Printmedien nicht für ein Verbot der Tabakwerbung. Irgendwie verständlich: denn so ein stimmungsvolles Bild aus Marlboro-Country auf der Rückseite einer Zeitschrift: das sieht nicht nur schön aus, sondern bringt dem Verlag auch ein paar Euro. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) kommentiert die „wirtschaftsfeindliche Politik“ der Bundesregierung mit einer Mischung aus Heuchelei und Blödsinn: Werbeverbote sind Denkverbote„. Und auch bei w+v sind keine vernünftigen Argumente für Tabakwerbung bekannt, außer: „Der jetzt drohende Verlust von Anzeigenumsätzen in Höhe von jährlich rund 40 Millionen Euro gefährdet rund 500 Arbeitsplätze bei den Verlagen“. Da könnte man glatt in die Luft gehen.

Vor Sonnenaufgang

Wenn die Nacht beginnt, wenden sich die Gedanken vieler Menschen Dingen zu, für die sie tagsüber keine Zeit haben. Damit man sich dabei nicht verirrt, gibt es den Online-Ratgeber WikiAfterDark. Ein paar Klicks auf den Zufalls-Button brachten mich zu diesen Themen: wie man Drogen nimmt, Sex in der Öffentlichkeit hat, Wein richtig trinkt und erotische Geschichten schreibt. Respekt.

Weltschmerz

„Over and over we die, one after the other“ sang Robert Smith schon im Eröffnungssong der Cure-LP „Pornography“. Wer danach immer noch zuviel Lebensfreude in sich trug, schob gleich „Decades“ von Joy Division hinterher. So waren sie halt, die 80er Jahre. Ich habe mich damals zwar nicht weiß geschminkt und mit Knochen behängt, aber eine gewisse Faszination übte die „Gothic“-Bewegung schon auf mich aus. Viele hatten bald von „kultivierter Depression und Weltschmerz“ die Nase voll und wandten sich wieder lustigeren Dingen zu. Dennoch: „Schwarzkittel“ gibt es immer noch und nicht zu knapp. 20000 Anhänger der Bewegung trafen sich an diesem Wochenende in Leipzig beim 14. Wave-Gotik-Treffen.

Eine spezielle Form

Phischermens FriendEndlich habe ich auch mal eine Phishing-Mail bekommen. Mannomann, das war knapp. Um mich hinters Licht zuführen, imitierten die Betrüger geschickt die hierzulande übliche Schriftform:

„Dafuer muessen Sie unsere Seite besuchen, wo Ihnen angeboten wird, eine spezielle Form auszufuellen. In dieser Form werden Sie ZWEI FOLGENDE TAN – CODEs, DIE SIE NOCH NICHT VERWENDET HABEN, EINTASTEN.“

Klarer Fall: 1. Bei deutschen Kreditinstituten gibt es keine Umlaute auf der Tastatur. 2. Mitarbeiter deutscher Kreditinstute lösen manchmal mitten im Satz versehentlich die Feststelltaste für Großschreibung aus. 3. „Eine spezielle Form auszufuellen“ und „TAN-Codes eintasten“ sind im Bankenwesen sehr häufig benutzte Redewendungen. Tja, bei so einer teuflischen Tarnung muss man schon ein Meister-Detektiv sein, um Original und Fälschung auseinander halten zu können.