Gottes Funktionäre

„Wenn auch Sie für den Erhalt der Religion an den Berliner Schulen sind, dann unterstützen Sie den Appell des Bischofs“, schrieb die Bild-Zeitung gestern. Gemeint ist der Brief von Bischof Wolfgang Huber, dem Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche. Dem Bischof liegt nämlich die „Pflicht des Staates zu religiöser Neutralität“ besonders am Herzen. Diese Neutralität ist dann am besten gewährleistet, wenn die christlichen Kirchen den Religionsunterricht veranstalten. Findet Huber. Denn alles andere ist zu gefährlich – für ihn und für die anderen Funktionäre Gottes hierzulande.

Uschi mach kein Quatsch

Trotz der Finanzengpässe in der Rentenversicherung lehnt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sowohl Beitragsanhebungen als auch eine Kürzung der Altersbezüge ab. Stattdessen müsse der Bund einspringen, um weitere Zahlungen zu gewährleisten, forderte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer, wie die «Neuen Osnabrücker Zeitung» am Dienstag berichtete.

So, Uschi, dieser Vorschlag lässt sich ja ganz einfach zusammenfassen: Der DGB schlägt also vor, dass der Staat Geld auszahlt, das er gar nicht hat, sondern sich erst leihen muss. Der DGB ist also auch dafür, dass die Zinsen, die dabei anfallen, ebenfalls mit Steuergeldern bezahlt werden. Und dass das Geld dann nicht mehr zur Verfügung steht, um damit Schulen oder Kindergärten zu finanzieren. Gut, dass wirs wissen, Uschi. Gut, dass wirs wissen.

Honor Bound to Defend Freedom

Vor lauter Papst-Sterben lange nichts mehr gehört aus dem Erholungslager für feindliche Kombattanten auf Guantanamo-Bay. Bei 38 Personen, die dort festgehalten wurden, stellte sich kürzlich heraus, dass sie gar keine feindliche Kombattanten sind. Sie wurden freigelassen. Nach drei Jahren. „Honor bound to defend freedom“, heißt das Motto, „der Verteidigung der Freiheit verpflichtet“. Wenn man so ernste Pflichten zu erfüllen hat, da kommt es schon mal vor, dass man jemanden ein paar Jahre festhalten muss, der gar nichts Verbotenes gemacht hat.

Feinstaub reduziert Gehirntätigkeit

Um die Feinstaub-Panik anzuheizen, entschied sich die Münchener Abendzeitung in dieser Woche für die Überschrift In München wächst die Krebsgefahr. Es dauert ein bisschen, dann merkt man: totaler Blödsinn. Denn die Krebsgefahr in München wächst natürlich nicht, nur weil ein Grenzwert geändert wurde. Die Feinstaubbelastung bleibt gleich und die Krebsgefahr auch. Was wächst, ist die Bereitschaft der Journaille, einfach irgendwas hinzuschreiben, was knallt und was zischt. Und vor allem die verkaufte Auflage erhöht. Falls euch nichts mehr einfällt, Abendzeitungs-Redakteure, denkt doch mal über so was nach: Joschka Fischer heimlich geklont oder vielleicht doch gleich so etwas wie Belgien durch Schurken-Asteroid zerstört.

Global denken, lokal sprechen

Wofür brauchen wir eigentlich diese ganzen Anglizismen? Die deutsche Sprache stellt uns doch so elegante Worte wie „Listenstürmer“, „Staun-BH“, „Sprudelwanne“, „Haarpflegesprühnebel“ oder „fallweises Telefonieren“ zur Verfügung. Deutsche! Wisst ihr nicht, was „abgefuckt“, „Insidergeschäft“ oder „Callboy“ in eurer Muttersprache heißt? Na dann schaut einfach hier nach.

Im Ashram der Kapitalanlage

Börsengurus wie Markus Frick stehen immer wieder im Verdacht, Aktien zuerst zu kaufen, dann zu empfehlen und aus der steigenden Nachfrage Profit zu schlagen. Eine billige, aber lukrative Masche. Aber wir wollen dem Bäckermeister Frick ja nichts unterstellen. Schließlich will er nur sein Wissen teilen und andere am Glück teilhaben lassen. Ein vierstündiges Seminar kostet 79 EUR – absolut preiswert, wenn man dadurch Millionär wird. Wahrscheinlich erfährt man dort von Herrn Frick solche Börsengeheimnisse wie dieses hier:

Halten Sie immer nur so viele Aktien in Ihrem Depot, wie Sie sich zutrauen würden, Kinder gleichzeitig zu erziehen.
Als Richtwert kann man etwa drei bis vier Aktien.“

So steht es wörtlich auf seiner Homepage. Kleiner Tipp, Herr Frick: einen Punkt setzt man immer erst dann, wenn ein Satz zu Ende ist. Zum Schluss noch eine Frage: Wir haben schon vier Telekom-Aktien, und jetzt überlegen wir uns, ob wir noch eine weitere bekommen sollen. Was meinen Sie, schaffen wir es, alle fünf gleichzeitig zu erziehen, oder sollen wir warten, bis die ersten vier aus dem Haus sind?