Wahrheit im Nacken

„Militärausgaben – China ist dem Westen auf den Fersen“ lautet der Titel eines Artikels von Petra Kolonko, der auf der FAZ-Website erschienen ist. Dazu stellen wir fest:

  1. „Auf den Fersen sein“ bedeutet „(jemandem) dicht folgen“, „dicht hinter jemandem her sein“,  „(jemandem) im Nacken sitzen“.
  2. „Der Westen“ ist im allgemeinen Sprachgebrauch nicht die USA, sondern  die NATO.
  3. Die Militärausgaben der Nato liegen aktuell bei ca. 900 Mrd. USD, die Militärausgaben Chinas bei ca. 200 Mrd. USD. Von „China ist dem Westen auf den Fersen“ kann keine Rede sein, der Abstand ist riesig.

Fazit: Die Überschrift ist sachlich falsch, führt in die Irre und verstößt gegen die journalistische Sorgfaltspflicht. Armer Qualitätsjournalismus. Unser Vorschlag: Demnächst mal einen Artikel zum Thema „Berliner Morgenpost (50000 Abonnements) ist der FAZ (180000 Abonnements) auf den Fersen“.

Jahrestag der zwölf Magier

Wenn man bei Wikipedia nachliest, entsteht der Eindruck, die „Heiligen Drei Könige“ waren möglicherweise zu zwölft, vermutlich keine Könige und wurden erst ein paar Jahrhunderte später zu Heiligen erklärt. Nun ja, ein typischer katholischer Feiertag halt – es ist so gut wie unmöglich herauszubekommen, was überhaupt gefeiert wird.

Ohne Bedeutung

Die CDU hat auf ihrem Parteitag beschlossen, den Koalitionsbeschluss zur doppelten Staatsbürgerschaft rückgängig zu machen. Darüber wird nun sehr viel diskutiert. Also ein großer Aufreger? Naja. Die treffendste Zusammenfassung bietet der Kommentator der Märkischen Oderzeitung (via DLF Presseschau):

„Praktisch hat der Beschluss keine Bedeutung.“

Damit ist mit sechs Worten eigentlich auch schon alles gesagt. Und eine Menge Zeit gespart.

 

 

Tragischer Tag

In der EU sterben jährlich etwa 25000 Menschen bei Verkehrsunfällen – weltweit sind es etwa 1,3 Millionen Verkehrstote, also täglich mehr als 3000. Da sollte man denken, ein tödlicher Unfall mit einem Fahrzeug, das über eine Autopilotfunktion verfügt, ist keine signifikante Veränderung der Verkehrssicherheit. Die Medien sehen das überwiegend nicht so. Holger Appel von der FAZ erklimmt beispielsweise den Gipfel der Naivität durch diesen Satz:

An diesem tragischen Tag [ist] die Verheißung geplatzt, mit dem vollständig automatisierten Fahren werde es keine Unfälle mehr geben.

Dass autonome Systeme in Zukunft zuverlässiger und sicherer fahren als Menschen, ist absehbar. Vermutlich ist das sogar heute schon der Fall. Und wenn autonome Fahrzeuge in naher Zukunft nur halb so viele Unfälle verursachen würden wie von Menschen gesteuerte Fahrzeuge, könnte das jährlich etwa 12000 Menschenleben in der EU retten. Die Verheißung, es werde keine Unfälle mehr geben… Nicht zu fassen. Ich glaube, jeder Deutschlehrer würde das in einer Mittelstufen-Erörterung bemängeln. In der FAZ wirds gedruckt. Zum Trost: es gibt auf der Welt auch noch vernünftige Journalisten.