Gottes Funktionäre

„Wenn auch Sie für den Erhalt der Religion an den Berliner Schulen sind, dann unterstützen Sie den Appell des Bischofs“, schrieb die Bild-Zeitung gestern. Gemeint ist der Brief von Bischof Wolfgang Huber, dem Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche. Dem Bischof liegt nämlich die „Pflicht des Staates zu religiöser Neutralität“ besonders am Herzen. Diese Neutralität ist dann am besten gewährleistet, wenn die christlichen Kirchen den Religionsunterricht veranstalten. Findet Huber. Denn alles andere ist zu gefährlich – für ihn und für die anderen Funktionäre Gottes hierzulande.

„Viele haben ihn geliebt, manche sogar vergöttert“

Selten hat ein Ereignis die Menschen so bewegt wie der Tod des großen Schauspielers Harald Juhnke. Kommentatoren in aller Welt würdigten aus diesem Anlass noch einmal die Verdienste des Künstlers, der 1929 im Wedding geboren wurde. Auszüge:

Jetzt, ohne ihn, wird vieles unsicherer. Erst langsam beginnen wir zu begreifen, wer uns jetzt abhanden gekommen ist. Die Welt hat einen großen Gerechten verloren. – Frankfurter Allgemeine Zeitung

Ein Mensch ist von uns gegangen, der es in den vergangenen mehr als zwei Jahrzehnten wie kein anderer geschafft hat, die Welt zu vereinen, die Menschen zusammen zu bringen. Viele haben ihn geliebt, manche sogar vergöttert. – Vecernji List, Zagreb

Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass seine Rolle beim Zusammenbruch des Kommunismus entscheidend war. – Independent on Sunday, London

Eine ganze Welt hat Abschied genommen von diesem Mann, hat Anteil genommen, hat ihn begleitet in seinem Tod. In Rom, in Krakau, in Mexiko, in Afrika und Kalkutta weinten Millionen Menschen. – Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Preußens Gloria

Zur Abwechslung mal ein kleines Osterquiz. Zu welchem Lied gehört dieser Text? Bitte erst mal nachdenken und dann Google einschalten.

Ich frug ein Kind mit jelbe Schuh:
Wie alt bist du denn, Kleene?
Da sagt sie schnippisch:
„Du? Nanu, ick werd‘ schon nächstens zehne!“
Doch fährt nach Britz sie mit Maman
da sagt die kleine Hexe
zum Schaffner von der Straßenbahn:
„Ick werd‘ erscht nächstens sechse!“

Zu Ostern gehts mal wieder nach Berlin. Ick freu mir schon.

Schuldenfalle

Mit 1400 Milliarden Euro sind die öffentlichen Haushalte in der Bundesrepublik verschuldet. Je nach Zinssatz müssen wir also etwa 30 bis 50 Milliarden Euro Zinsen jährlich für diese Kredite durch Steuergelder aufbringen. Ganz schön viel. Aber es gibt ja einen Ausweg: einfach noch mehr Schulden machen und davon die Zinsen bezahlen. Prima Idee. Und dann wieder wochenlang diskutieren: Steuern rauf! Ausgaben kappen! Sparen! Aber wo? Oder doch Steuern runter und mehr Schulden machen, damit die Konjunktur anspringt? Hauptsache, keiner kommt auf die Idee zu fragen, wo die 30 bis 50 Milliarden eigentlich landen, die uns so Jahr für Jahr verlorengehen.

Museumsreif

„Es ist falsch, dass in diesem Land nur die sozial Schwachen die Kinder kriegen“, sagte Daniel Bahr, der für die FDP im Bundestag sitzt, kürzlich der „Bild am Sonntag„. Deutschland gebe viel Geld aus, um sozial schwachen Familien zu helfen. Die Politik habe dagegen versagt, Akademiker bei der Erfüllung ihres Kinderwunsches zu unterstützen. Wenn Hochschulabsolventinnen künftig mehr Kinder bekämen, stünde Deutschland auch bei der Pisa-Studie besser da, findet Daniel Bahr. Was soll man bloß mit solchen Leuten wie Ihnen machen, Herr Bahr? Naja, wenn man Ihren Lebenslauf so anschaut, nichts erlebt außer Schule, Dresdner Bank und FDP, das ist eigentlich schon Strafe genug. Vielleicht verstehen Sie ja selbst nicht, warum Sie so komische Sachen sagen müssen. Dabei ist es ganz einfach: egal was aus den „falschen“ Kindern mal wird, eines werden sie bestimmt nicht – und zwar FDP-Wähler. Und dann, wir können es kaum erwarten, kommt ihre komische Klientelpartei endlich dorthin, wo sie hingehört. Nämlich nach Unter den Linden ins Deutsche Historische Museum.

Froschkönig

Nachdem das Geschrei um die Föderalismus-Kommission jetzt stiller geworden ist, kann man sich ja noch mal fragen, warum gerade der hessische Ministerpräsident Roland Koch sich so dafür eingesetzt hat, dass die Bildungskompetenz bei den Ländern bleiben muss. Denn in seinem Zuständigkeitsbereich sieht es eigentlich nicht so berauschend aus: Hessen schaffte nämlich bei der Pisa-Studie selbst in Deutschland nur einen Mittelplatz und liegt in einigen Disziplinen unter dem Durchschnitt der OECD. ARD-Korrespondent Franz Jansen brachte das Problem der Kommission auf den Punkt: „Man kann nicht erwarten, dass die Frösche ihren Teich trocken legen„. Eben.