Vorsicht Zitat

Im letzten Monat habe ich im Eintrag Keine Lust zum Sortieren ein Zitat aus Nick Hornby’s High Fidelity eingefügt. Ursprünglich war der Umfang des Zitats von „Dienstag abend ordne ich meine Plattensammlung neu…“ bis „… meine Autobiographie schreiben zu können, ohne auch nur einen Stift in die Hand nehmen zu müssen.„, das sind etwa 4 Sätze aus meinem Knaur Taschenbuch. Irgendwann nach dem Veröffentlichen ist mir dann der Satz, „Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden“ auf den ersten Seiten das Buches aufgefallen.

Erst habe ich in der Wikipedia unter Zitat nachgeschaut, dann aber gleich eine Mail an den Knaur Verlag geschrieben und nachgefragt, ob mein Zitat OK wäre. Die Antwort:

Sehr geehrter Herr Zieg,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 6. September.

Grundsätzlich ist es so, dass Abdrucke von Textstellen aus Bücher , die über eine Länge von drei Zeilen hinausgehen, genehmigungspflichtig sind. Dies ist also bei dem von Ihnen verwendeten Textstück der Fall.

Da wir jedoch nicht über die Abdruckrechte des Titels HIGH FIDELITY von Nick Hornby verfügen, wenden Sie sich bitte an den folgenden Verlag, um die Genehmigung zu erhalten:

Kiepenheuer & Witsch
Verlag GmbH & Co.
Rondorfer Str. 5
50968 Köln

Mit freundlichen Grüßen

Aha, also ich gleich weiter gemailt an KiWi, gespannt auf deren Antwort. Hier ist sie:

Sehr geehrter Herr Zieg,

leider ist alles ein bisschen komplizierter. Sie müssen, wenn Sie wie in diesem Fall einen Auszug aus „High Fidelity“ von Nick Hornby veröffentlichen wollen, erst einmal bei uns dem Verlag anfragen, da es sich nicht um ein Zitat sondern wie hier um eine halbe Seite handelt. Dafür bekommen wir eine Lizenzgebühr. Weiterhin würden wir diese Genehmigung in der Regel auf ein Jahr begrenzen. Vorher müssten wir wiederum, da die elektronischen Rechte nicht bei uns liegen, beim Autor bzw. der Agentur des Autors nachfragen, ob er damit einverstanden ist. In diesem Falle würde es sich für ein Jahr im Internet um etwas € 50,00 + MWSt handelt, die wir von Ihnen bekommen würden, wenn, wie gesagt, der Autor zustimmt.

Jetzt bitte ich Sie erst einmal den Auszug von Ihrer Webseite zu entfernen und die Frage ist halt, soll ich beim Autor nachfragen.

Mit freundlichen Grüßen

Der aufmerksame Leser hat ja schon bemerkt, dass ich das Zitat daraufhin deutlich, auf nicht ganz einen Satz, gekürzt habe. Den KiWis habe ich geantwortet, dass ich nicht an einer Nachfrage beim Autor interessiert sei und das ich die Textstelle auf ein (imho) ‚echtes‘ Zitat gekürzt habe. Seitdem habe ich nichts mehr gehört und daraus geschlossen, dass dies wohl so OK ist.

Wer sich jetzt fragt: „Was darf ich eigentlich bloggen?“, sollte sich mal den Artikel „Darf ich das bloggen?“ bei Spreeblick durchlesen.

Keine Lust zum Sortieren?

Das Zentrum für Mensch-Maschine-Kommunikation bietet einen Image Sorter an, der Bilder anhand ihrer Farbverläufe erkennt und ordnet. Geniale Idee, wenn man mal keine Lust mehr hat seine Bilder nach ‚althergebrachten‘ Kriterien zu sortieren. (Danke für den Tipp, Udo)

Irgendwoher kommt mir aber dieser Ansatz, mal ganz anders zu sortieren als üblich, bekannt vor. Genau, hat nicht Rob Gordon in High Fidelity seine Platten z.B. chronologisch oder mal autobiographisch sortiert.

… und ich versuche mich zu erinnern, in welcher Reihenfolge ich die Platten gekauft habe: Auf diese Weise hoffe ich, meine Autobiographie schreiben zu können, … (aus High Fidelity von Nick Hornby, Knaur Taschenbuch Verlag, 2003)

Sie kann fliegen

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Senta Bergers Memoiren erscheinen heute unter dem Titel „Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann“. Daraus lässt sich ableiten: die guten Buchtitel werden langsam knapp. Wenn unsere Generation ihre Erinnerungen veröffentlicht, sind voraussichtlich nur noch Titel übrig wie „In Mathe war ich eigentlich immer ganz gut“ oder „Beim nächsten Ton ist es acht Uhr einundzwanzig, sagte die Stimme“.

Frühling bei Söder

Das Zentralkomittee der CSU bleibt offensichtlich beim Beschluss, ihren besten Blogger Markus Söder aus dem Netz zu nehmen. Wir halten diese heimliche Zensur für skandalös und werden sie daher weiterhin anprangern. www.soeder.de darf nicht sterben! Aus aktuellem Anlass zitieren wir jetzt also Markus Söders Gedanken zum Thema Frühling – wie sie in der guten alten Zeit auf seiner Website zu finden waren:

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Liebe Leser,

ohne Sonne – das haben wir schon in der Schule gelernt – gäbe es auf der Erde überhaupt kein Leben. Es ist ein Wunder der Natur, wie Pflanzen Sonnenlicht in chemische Energie umwandeln können. Wir Menschen brauchen Sonnenlicht aber auch für unsere Seele. Ein grauer Tag ohne Sonne hat es bei uns ganz schwer, zu einem halbwegs erträglichen Tag zu werden. Es gibt wahrscheinlich niemanden, der sich nach dem Aufstehen über Nieselregen oder Graupelschauer freut, wenn er aus dem Fenster schaut. In Ländern, in denen seltener die Sonne scheint, haben die Leute mehr Depressionen als anderswo. Dunkelheit macht schwermütig. Ich finde, dass es jetzt lange genug dunkel war. Am Sonntag ist Frühlingsanfang. Astronomen berechnen dieses Datum danach, wann die Sonne am Himmel von der Nord- auf die Südhalbkugel wechselt. Seit jeher gilt der Beginn der wärmeren Jahreszeit als eine Art Aufbruch. Seit jeher gilt der Frühling als die Zeit, in der wir besonders gerne Gefühle zeigen. Es gibt ziemlich wenige romantische Geschichten, die im Herbst oder im Winter spielen. Es gibt unzählige wundervolle Zeilen über den Frühling. Alle großen Dichter haben ihm ihre schönsten Werke gewidmet. Ein paar davon werde ich am Sonntag lesen. Und mich freuen. Selbst, wenn es regnen sollte. Ihr Markus Söder (Ende des Zitats)

Was lernen wir aus diesen Zeilen? Unsere Vorurteile sind völlig falsch. Auch hohe CSU-Funktionäre sind Menschen. Sie denken und fühlen wie wir. Sie lesen Gedichte. Sie zeigen im Frühling besonders gerne ihre Gefühle. Sie kennen sich aber auch mit Ländern aus, in denen seltener die Sonne scheint. Und sie wissen, wann die Sonne auf die Südhalbkugel wechselt. Dunkelheit macht sie schwermütig. Deswegen stehen sie ganz oben. Im Licht. Das brauchen sie für ihre Seele.