Sozialnetzwerkdurchsetzungs-verbesserungsgesetz

Geht ja schon gut los, das neue Jahr: nachdem der Twitter-Account von Beatrix („von“) Storch wegen Volksverhetzung gesperrt wurde, geschah laut DLF folgendes:

Die „Titanic“ griff den Tweet satirisch auf und gab vor, von Storch dürfe nun über den Account des Magazins twittern. Die gefakten Tweets markierte „Titanic“ jeweils mit „(bvs)“ und versah die Posts absichtlicht mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Die Tweets wiederholten die umstrittene Äußerung von Storchs Original-Tweet und erfanden noch einen zweiten angeblich von ihr verfassten Tweet. Beide wurden von Twitter beanstandet, der Account daraufhin gesperrt.

Nicht schlecht. Stellt sich nun die Frage, ob man Algorithmen (oder Twitter-Kontrolleuren) beibringen muss, was das Wort „Satire“ bedeutet. Außerdem könnte die Sperrung auch mit dem Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken zusammenhängen, das am 1. Januar in Kraft getreten ist, im Volksmund oftmals auch als „Sozialnetzwerkdurchsetzungsverbesserungsgesetz“ bezeichnet . Wie auch immer, die Titanic-Leute können sich ja in jedem Fall noch damit herausreden, dass sie mit der Maus abgerutscht sind.

Dschihad der Nagetiere

Kaum zu glauben: nun schürt auch noch das Oberhaupt der katholischen Kirche mit einer unbedachten Ausssage neue Religionskonflikte:

„Manche Menschen glauben – entschuldigen Sie den Ausdruck -, dass sich gute Katholiken wie Karnickel vermehren müssen.“

So sprach Papst Franziskus und verletzte damit offensichtlich die Gefühle der bisher relativ unauffälligen Religionsgemeinschaft der „Rasse-Kaninchenzüchter“. Man dürfe nicht allen Kaninchen pauschal ein erhöhtes Sexualverhalten unterstellen, sagte Erwin Leowsky, der Patriarch Präsident des Zentralverbandes Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter, am Dienstag. Vermutlich fühlen sich die Kaninchen entwürdigt, wenn ihre Sexualgewohnheiten mit denen von Katholiken verglichen werden.

Wir hoffen, der Streit wird schnell und ohne Rodentisierung des Abendlandes beigelegt. Leider müssen wir aber auch darauf hinweisen, dass manche Karikaturisten offensichtlich nicht bereit sind, die moralischen Werte dieser Nagetier-Religionsgemeinschaft zu respektieren. Wen wundert es dann noch, wenn plötzlich Kaninchenzüchter, die wegen der Perspektivlosigkeit in der Vorstädten zu Fanatismus neigen, mit der AK-47 vor der Tür stehen. Gut ins Gesamtbild passt diese Meldung: Gott ist vor kurzem in ein anderes Sonnensystem ausgewandert, weil er die Religionskonflikte satt hat. An seiner neuen Wirkungsstätte wird er den Angaben zufolge „auf organische Lebensformen mit mehr als zwei Zellen verzichten“.

Medienkampagne

Bayrische Wähler aufgepasst: Unser geliebter Präsident und Staatsratsvorsitzender Horst Seehofer wird derzeit durch eine beispiellose, von Preußen ferngesteuerte Medienkampagne diskreditiert. So haben Journalisten aus der Westdeutschen Demokratischen Republik (WDR) beispielsweise versucht, Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) auf bayrischem Hoheitsgebiet Fragen zu stellen, ohne dass dazu eine schriftliche Erlaubnis der Staatsregierung vorlag. Darüber hinaus wird unser geliebter Präsident und Staatsratsvorsitzender schon kritisiert, nur weil er sich auf Facebook mal einen kleinen Spaß erlaubt. Was droht unserem schönen Bayern und unserer geliebten CSU als nächstes? Ein “Punk-Gebet” in der Münchner Frauenkirche mit der Textzeile „Mutter Gottes, Jungfrau, verjage Seehofer„? CSU-Wähler, lasst euch in diesen schweren Zeiten nicht verunsichern! Kreuzt einfach den Wahlzettel genauso wie immer in den letzten 50 Jahren an, dann kann gar nichts passieren.

Qualitätslobbyismus

Nach dem Depublizieren, das seit September 2010 die Online-Angebote der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland stark einschränkt, haben sich die deutschen Verleger jetzt wieder etwas Neues ausgedacht: das „Leistungsschutzrecht für Presseverleger„. Google kontert auf seiner Website mit einer „breit angelegten Kampagne„. Tja, traurig, aber wahr: Die deutsche Verlagsbranche konzentriert sich zunehmend auf  Qualitätslobbyismus statt auf Qualitätsjournalismus.

faule Äpfel

2011-11 Zeit Artikel Äpfel Apple So gut und unkompliziert Apple Hardware funktioniert, so krud geht Apple mit Inhalten in seinen Shops um.

Im aktuellen Zeitartikel »Apple fürchtet nackte Äpfel« findet man wieder ein skurriles Beispiel für Zensur bei Apple. (Ein Artikel über den Autor Peter Övig Knudsen, der die Bilder seiner beiden Bücher über die dänische Hippiebewegung säubern sollte)

Na gut, die Amis gelten als prüde und trotzdem ist die USA an der Spitze der weltweiten Pornoproduktion. Trotzdem versteh‘ ich den ganzen Blödsinn nicht.

… und damit bleibt ein fader Beigeschmack, der nach Alternativen suchen läßt.

Saludos Amigos!

Nun fragen wir uns schon seit ein paar Tagen: Wie geht es weiter mit Christian Wulf? Wie lang darf die Leitung eines Bundespräsidenten sein? Muss – wie bei Oberst Gaddafi – die Nato eingreifen, um ihn zum Rücktritt zu bewegen? Oder wird es so enden, wie beim bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl:

Im Januar 1993 wurde bekannt, dass Streibl während seiner Zeit als bayerischer Finanzminister (1977 – 1988) Zuwendungen aus der Industrie erhalten hatte (…) Streibl wies alle Vorwürfe als „Schmutz- und Hetzkampagne“ zurück (…). Im Februar 1993, beim traditionellen Politischen Aschermittwoch der CSU in Passau, begrüßte Streibl seine Anhänger mit den Worten „Saludos Amigos!“. Frei von jeder Selbstkritik fragte er in seiner Rede: „Freunde zu haben, ist das eine Schande bei uns in der CSU?“

Dem können wir nur in äußert schlechtem Spanisch hinzufügen: Adios, los Lobos!