Rapser’s Delight

Gestern war ich auf einem Vortrag, bei dem wieder mal der Ersatz der fossilen Treibstoffe durch Pflanzenöl glorifiziert wurde. Dazu habe ich Folgendes herausgefunden: Deutschland verbraucht jedes Jahr deutlich mehr als 100 Mio. Tonnen Mineralöle. Mit Raps können jährlich etwa 140 Tonnen Öl pro Quadratkilometer erzeugt werden. Die gesamte Ackerfläche, die in Deutschland verfügbar ist, beträgt 120000 Quadratkilometer. Kurz gesagt: eine (natürlich fiktive) deutschlandweite permanente Rapsmonokultur könnte 17 Mio. Tonnen Pflanzenöl erzeugen ? und würde dann weniger als 15% des gegenwärtigen nationalen Ölbedarfs decken. Fossilen Brennstoffen kritisch gegenüberzustehen ist kein Grund, diese Fakten zu ignorieren.

Selbstläufer

Die Mehrwehrsteuer wird erhöht. Sagt Angela Merkel. Nicht mit uns. Sagt die FDP. Die Mehreinnahmen werden zur Senkung der Lohnnebenkosten verwendet. Sagt Frau Merkel. Nein, in erster Linie zur Haushaltssanierung. Sagt Herr Stoiber. Und die meisten Deutschen glauben, wenn die C+F-Koalition erstmal an der Regierung ist, läuft alles von selbst. Liebe Schwellenländer, falls ihr Deutschland in der Wirtschaftskraft überholt, bildet euch nicht allzuviel darauf ein – es liegt vermutlich gar nicht an euch.

Menschliches Elend

Was haben Bob Geldof und Roberto Blanco gemeinsam? Beide haben irgendwie mit Afrika zu tun. Und bei beiden ist es schon sehr lange her, dass sie mit ihrer Musik erfolgreich waren. Einziger Unterschied: Während Roberto Blanco sich im Wesentlichen als „Top-Entertainer im deutschsprachigen Raum“ beschäftigt, rettet Herr Geldof vernachlässigte Kontinente. Bereits im Vorfeld von Live 8 fragten sich viele, ob Geldof eher ein Vorbild oder einfach ein schlecht frisierter irischer Sänger ist, der sich am Leid anderer bereichert. Das Pro und Contra wurde am Wochenende in der FASZ erörtert.

Mir san mir

Die Kleinkarierten, so heißt es jedenfalls in einem Lied von Attwenger, konzentrieren sich vor allem darauf, das Eigene zu feiern und alles Andere zu negieren. Hier in Bayern drückt man sich da etwas einfacher aus: „Mir san mir“ – was ungefähr soviel heißt wie: „Die Andern interessieren uns nicht, denn wir sind etwas ganz Besonderes“. 2000 Kleinkarierte haben sich in den letzten Monaten per Unterschrift gegen den Bau einer Moschee in München-Sendling ausgesprochen. Vielleicht sehen sie in der Moschee ein „Zeichen tödlicher Bedrohung“, wie es in einem Flugblatt zu lesen war. Vielleicht würden sie noch ganz andere Sachen unterschreiben, wenn man sie nur ließe. Den Münchner Stadtrat konnten sie damit nicht beirren. Er hat dem Bau der Moschee zugestimmt.

Treffer. Versenkt.

Im April 1995 besetzten Greenpeace-Aktivisten die Ölplattform Brent Spar im Atlantik, um deren Versenkung zu verhindern. Die Aktion führte in der Folgezeit dazu, dass der Mineralölkonzern Shell in Deutschland von allen boykottiert wurde, die ökologisch richtig handeln wollten. Dabei war Brent Spar nur zu 50% in Shell-Besitz, die andere Hälfte gehörte Esso. Das hatte Greenpeace in der Kampagne nicht erwähnt. Greenpeace brachte außerdem Informationen in Umlauf, nach denen sich auf der Plattform 5000 Tonnen giftiges Rohöl befinden, die zu einer gewaltigen ökologischen Katastrophe führen könnten. Dabei waren es weniger als 200 Tonnen. Nach einem langen Medienkrieg beschloss Shell am 20. Juni 1995, die Plattform an Land zu entsorgen. Ein Sieg für Greenpeace, aber nicht für die Wahrheit. Wahrscheinlich zu Recht schrieb Jens Bergmann 2001 in brandeins: Das kollektive Lebensgefühl der Greenpeacer sei „die Gewissheit, unbedingt im Recht zu sein und recht zu handeln und eigentlich von jeder Legitimationspflicht entbunden zu sein“.

Permanenter Wahlkampf

Einen erdähnlichen Planet in 15 Lichtjahren Entfernung entdeckt zu haben, behaupten die Astronomen. Um den Heimatstern Gliese 876 zu umrunden, benötigt der Planet nur 47 Stunden. Sollte sich herausstellen, dass eine Legislaturperiode dort wie bei uns vier Jahre dauert, dann hat eine Regierung nur knapp 200 Stunden Zeit, um ihre Wahlversprechen einzulösen und sich zur Wiederwahl zu stellen. Und wenn morgens das Parlament aufgelöst wird, dann muss man nachmittags schon wählen gehen. Sonst lohnt es sich nicht mehr und man kann gleich auf die nächsten regulären Wahlen warten.