Uschi mach kein Quatsch

Trotz der Finanzengpässe in der Rentenversicherung lehnt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sowohl Beitragsanhebungen als auch eine Kürzung der Altersbezüge ab. Stattdessen müsse der Bund einspringen, um weitere Zahlungen zu gewährleisten, forderte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer, wie die «Neuen Osnabrücker Zeitung» am Dienstag berichtete.

So, Uschi, dieser Vorschlag lässt sich ja ganz einfach zusammenfassen: Der DGB schlägt also vor, dass der Staat Geld auszahlt, das er gar nicht hat, sondern sich erst leihen muss. Der DGB ist also auch dafür, dass die Zinsen, die dabei anfallen, ebenfalls mit Steuergeldern bezahlt werden. Und dass das Geld dann nicht mehr zur Verfügung steht, um damit Schulen oder Kindergärten zu finanzieren. Gut, dass wirs wissen, Uschi. Gut, dass wirs wissen.

Im Ashram der Kapitalanlage

Börsengurus wie Markus Frick stehen immer wieder im Verdacht, Aktien zuerst zu kaufen, dann zu empfehlen und aus der steigenden Nachfrage Profit zu schlagen. Eine billige, aber lukrative Masche. Aber wir wollen dem Bäckermeister Frick ja nichts unterstellen. Schließlich will er nur sein Wissen teilen und andere am Glück teilhaben lassen. Ein vierstündiges Seminar kostet 79 EUR – absolut preiswert, wenn man dadurch Millionär wird. Wahrscheinlich erfährt man dort von Herrn Frick solche Börsengeheimnisse wie dieses hier:

Halten Sie immer nur so viele Aktien in Ihrem Depot, wie Sie sich zutrauen würden, Kinder gleichzeitig zu erziehen.
Als Richtwert kann man etwa drei bis vier Aktien.“

So steht es wörtlich auf seiner Homepage. Kleiner Tipp, Herr Frick: einen Punkt setzt man immer erst dann, wenn ein Satz zu Ende ist. Zum Schluss noch eine Frage: Wir haben schon vier Telekom-Aktien, und jetzt überlegen wir uns, ob wir noch eine weitere bekommen sollen. Was meinen Sie, schaffen wir es, alle fünf gleichzeitig zu erziehen, oder sollen wir warten, bis die ersten vier aus dem Haus sind?

Schuldenfalle

Mit 1400 Milliarden Euro sind die öffentlichen Haushalte in der Bundesrepublik verschuldet. Je nach Zinssatz müssen wir also etwa 30 bis 50 Milliarden Euro Zinsen jährlich für diese Kredite durch Steuergelder aufbringen. Ganz schön viel. Aber es gibt ja einen Ausweg: einfach noch mehr Schulden machen und davon die Zinsen bezahlen. Prima Idee. Und dann wieder wochenlang diskutieren: Steuern rauf! Ausgaben kappen! Sparen! Aber wo? Oder doch Steuern runter und mehr Schulden machen, damit die Konjunktur anspringt? Hauptsache, keiner kommt auf die Idee zu fragen, wo die 30 bis 50 Milliarden eigentlich landen, die uns so Jahr für Jahr verlorengehen.

Qualitätssicherung

Nicht schlecht: Auf einer Fachtagung der Werbetreibenden wurden Stimmen laut, dass im Fernsehprogramm „die Qualität auf der Strecke bleibt“, berichtet der Spiegel. Und weiter: „Die Industrie hat Angst, dass ihre Produkte zwischen Dschungelsumpf und blutverschmierten OP-Tischen untergehen.“ Bekanntlich ist die „Industrie“ die einzige Geldquelle (jetzt mal von 50-Cent-Anrufen abgesehen), aus der sich RTL, Pro7 und Sat1 finanzieren. Sehen wir einen Hoffnungsschimmer? Bleiben uns in Zukunft solche menschenverachtenden Unappetitlichkeiten wie Big Brother oder Dirk Bach erspart, weil Ferrero, Unilever und Danone finden, „dass im Fernsehen bestimmte Grenzen nicht überschritten werden dürfen“? Cooooool.

Mein Freund der Wald

Das Volksbegehren „Aus Liebe zum Wald“ in Bayern ist knapp gescheitert. Das lag möglicherweise auch an den Argumenten der Baumfreunde wie „Jedes Bienenvolk verliert im Sommer mehrere Kilo Bienenmasse, da die Lebensdauer der Sommerbienen sich nur auf wenige Wochen beschränkt.“ Aber eines, liebe Niederbayern und Oberpfälzer, ist mir ein Rätsel: warum gab es bei Euch so eine geringe Unterstützung für das Volksbegehren? Kennt Ihr denn nicht das Sprichwort: Erst stirbt der Wald, dann stirbt der Hinterwäldler?

Lüge, Meineid, Statistik

Oft müssen wir in diesen Tagen hören oder lesen, dass die deutsche Wirtschaft unter Wachstumsschwäche leidet und dass Deutschland beim Wachstum das Schlusslicht in Europa ist. Die Experten, die das immer von Neuem wiederholen, beziehen sich jedoch stillschweigend auf die prozentualen Werte und vergessen dabei, dass es schon ein Unterschied ist, ob beispielsweise die deutsche oder die slowakische Wirtschaft um 1% wächst. Weil nämlich die zugrunde liegende Werte sehr unterschiedlich sind. 2003 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Slowakei etwa 30 Mrd. EUR – in Deutschland dagegen immerhin etwa 2000 Mrd. EUR. Tja, und so kommt es, dass für die Slowakei 2005 zwar prozentual ein dreimal höheres Wachstum prognostiziert wird als für die Bundesrepublik. Aber das absolute Wachstum ist trotzdem in Deutschland höher: es liegt bei etwa 380 EUR pro Kopf bei uns, und in der Slowakei nur bei 240 EUR. Und wenn die Westerwelles mal an die Macht kommen und ein cooles 5-prozentiges Wirtschaftswachstum in Deutschland organisieren, dann müssen sich die Slowaken ganz schön warm anziehen, um noch mithalten zu können. Wahrscheinlich drücken sie jetzt schon mit uns die Daumen, dass es nicht so weit kommt